31.07.2023 – Nistkästen für Hummeln

Als Fortsetzung zu Robin Pelzers früherem Post über Hummeln möchte er hier über das Thema Nistkästen für Hummeln berichten.

Der letzte Bericht handelte vom Lebenszyklus der Hummeln und von Unterschieden zwischen Stadt- und Landhummeln. Daran anknüpfend soll es in diesem Bericht um Hummel-Nisthilfen als Ausgleich für fehlende unterirdische Hasenbauten oder oberirdische Höhlen gehen.

Abhilfe können spezielle Nistkästen, auch Hummelhäuser genannt, schaffen. Nistkästen können beispielsweise aus Holz, Holzbeton, Keramik, Granit und sogar aus Styropor gebaut sein. Doch alle Hummelhäuser haben einen ähnlichen Aufbau. Je nach Hummelart wird ein mehr oder weniger großer Innenraum benötigt. Eberhard von Hagen und Ambros Aichhorn empfehlen in ihrem Buch für individuenreiche Hummelvölker (z.B. dunkle, helle, große und Kryptarum-Erdhummel; Steinhummel; Bergwaldhummel) Maße von 45 x 40 x 35 cm (L x B x H) und für individuenarme Hummelvölker (z.B. Wiesenhummel, Grashummel, Ackerhummel, Feldhummel) Maße von 35 x 30 x 25 cm. Als Nistmaterial kann ich Polsterwolle und Kapok empfehlen, die leicht zerrupft und locker in den Innenraum gelegt werden. Generell können unterirdische und oberirdische Nistkästen unterschieden werden. Bei der unterirdischen Variante wird der Nistkasten vollständig eingegraben und bietet den Hummeln ein angenehmes gleichbleibend temperiertes Mikroklima. Allerdings kann Niederschlagswasser leichter in das Nest eindringen und das Hummelvolk durch Bildung von Schimmelpilzen gefährden. Die Grundfeuchte des Bodens setzt zudem dem Material des Nistkastens zu. Daher empfehle ich den oberirdischen Nistkasten. Zum Schutz vor Wind und Wetter sollte das Einflugloch des Nistkastens nicht der Hauptwetterseite zugewandt sein. Um Hitzestau und das Schmelzen der Waben zu vermeiden, muss darauf geachtet werden, dass der Nistkasten im Schatten steht. Für erdnistende Hummeln muss im Nistkasten eine Einlaufröhre vorhanden sein, die den Tieren den Ein- und Ausgang eines Mäusenestes suggerieren soll. Eine weitere wichtige Besonderheit bei einem Hummelnistkasten ist die Wachsmottenklappe (Aufnahme 1), die das Einflugloch abdeckt und das Eindringen der Wachsmotte (Galleriinae) verhindert. Dabei handelt es sich um Parasiten, die das ganze Hummelvolk abtöten können. Das Wachsmottenweibchen legt Eier in die Nähe des Hummelnestes, woraus Larven schlüpfen, die sich von Pollen, Wachs und von der Hummelbrut ernähren. Da sich die Larven den Geruch der Hummeln aneignen und sich mit einem Gespinst schützen, werden sie von dem Hummelvolk nicht bekämpft. Mit einer Wachsmottenklappe kann die Wachsmotte nicht eindringen und das Hummelvolk ist geschützt. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wissen die Hummeln, dass sie die Klappe beim Ein- und Ausstieg des Nestes mit dem Kopf aktiv hochheben müssen, wie in Aufnahme 1 ersichtlich. Um Hummelköniginnen anzulocken, sollte das Flugloch blau angestrichen sein (auf keinen Fall rot, Hummeln können die Farbe Rot nicht sehen).

Aufnahme 1: Funktionsweise einer Wachsmottenklappe

Steht der Hummelnistkasten an einem geeigneten Platz, kann im Frühjahr eine Hummelkönigin einziehen. Eine Hummelkönigin ohne Nistplatz ist an dem stark suchenden Verhalten knapp über der Erdoberfläche erkennbar. In der Aufnahme 2 wird deutlich, dass sie dabei wie magisch von Felsspalten, Lücken zwischen Töpfen und Ähnlichem angezogen wird und akribisch jeden potenziellen Nistplatz prüft. Hat sie ein geeignetes Loch gefunden, fliegt sie mit auffälligen Pendelflugbewegungen auf den Eingang zu. Bei der Besiedelung des Nistkastens kann ebenso mit einem Kescher und einer Einsetzhilfe (Bild 1) nachgeholfen werden. Dies ist nur dann erfolgreich, wenn die Hummel stressfrei behandelt wird. Daher sollten die Tiere nicht in der Luft gefangen werden! Eine bewährte Methode ist es, zu warten, bis sich die Hummelkönigin bei der Nistplatzsuche niedergelassen hat. Anschließend wird das Netz mit erhobenem Zipfel über die Hummel gestülpt. So fliegt die Hummel automatisch nach oben und kann in die Einsetzhilfe laufen. Die Einsetzhilfe wird sofort mit der Öffnung an das Einflugloch gehalten und mit der Hand verdunkelt. Wenn die Hummel in den Nistkasten gelaufen ist, wird die Öffnung mit einem Stein, Papier oder Ähnlichem für 5 min geschlossen. Verlässt die Hummel nach 20 bis 60 min in immer größer werdenden Flugkreisen das Nest, so war die Besiedlung des Nistkastens erfolgreich und die Hummelkönigin wird mit dem Nestbau beginnen. Bei dem als Sondierungsflug bezeichnetes Verhalten prägt sich die Hummel die Umgebung genau ein, um den Nistplatz wiederzufinden. Die Aufnahme 3 zeigt einen Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Steinhummel-Arbeiterin, die sich ähnlich wie die Hummelkönigin bei ihrem ersten Flug orientieren muss. Im Gegensatz dazu ist in der Aufnahme 4 eine ältere Arbeiterin zu sehen, die den Standort ihres Nestes bereits erlernt hat.

Kescher

Aufnahme 2: Verhalten einer Hummelkönigin, die einen Nistplatz sucht

 Bild 1: links: Kescher, rechts: Einsetzhilfe bestehend aus einem Zylinder und einer Plastikkarte als Verschluss
 

Aufnahme 3: Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Hummel-Arbeiterin

 Aufnahme 4: Abflug einer älteren Hummel-Arbeiterin, die Standort des Nestes erlernt hat

Nistkästen geben Hummeln eine unterstützende Möglichkeit, sich in urbanen Landschaften zu etablieren. Aufgrund ihrer Friedfertigkeit können Hummelnistästen bedenkenlos in Gärten aufgestellt werden. Auch für Kinder ist das Beobachten der fleißigen Arbeiterinnen interessant. Geöffnet werden muss das Hummelhotel nicht zwangsweise. Nur wenn ein Rückgang der Anzahl der Hummelarbeiterinnen festgestellt wird, sollte vorsichtig geprüft werden, ob sich Wachsmottenlarven das Hummelnest bedrohen. Dabei wird der Deckel vorsichtig angehoben und nach etwaigen Gespinsten der Wachsmottenlarve gesucht (Vorsicht: die Hummeln könnten aufgeregt und aggressiv reagieren, sie werden auffliegen, Aufnahme 5). Werden solche Larven entdeckt, sollten diese sofort entfernt werden. Sind alle Larven abgesammelt, sollte mit dem Schließen des Nestes so lange gewartet werden, bis sich die meisten aufgeschreckten Hummeln wieder auf dem Nest niedergelassen haben. Werden diese wenigen Punkte beachtet, bereichert ein Hummelnistkasten Ihren Garten!

Aufnahme 5: Verhalten eines Hummelstaats beim Öffnen des Nistkastens

Text, Bilder, Aufnahme: Robin Pelzer

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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