Am Montag, den 22.07.2024 fand im Alten Waschhaus des Botanischen Gartens Halle die Abschlussveranstaltung des Projektes Pflanze KlimaKultur! statt. Nachdem die Bürgerwissenschaftler*innen mit Kuchen, Gebäck und Getränken versorgt waren, wurden sie von Isabell Hensen herzlich begrüßt. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Teilnehmende die Präsentation von Isabell Hensen über Pflanze KlimaKultur!. Großes Interesse zeigten die Bürgerwissenschaftler*innen an den ersten Ergebnissen, die u.a. im Rahmen des Vortrags präsentiert wurden.
Im Anschluss tauschten sich die Anwesenden in einer gemütlichen Runde über das Projekt und aktuelle ökologische Themen aus. Nach der regen Gesprächsrunde und der Knüpfung neuer Kontakte besichtigten die Teilnehmer*innen das Modellbeet des Botanischen Gartens, bevor sie sich in den späten Abendstunden verabschiedeten.
Es hat uns sehr gefreut, dass wir so viele Rückmeldungen bekommen haben mit dem Wunsch/ der Bereitschaft weiter phänologische Daten im Klimabeet zu erheben. Wie schon auf der Abschlussveranstaltung angekündigt haben wir uns inzwischen dazu mit den Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) verständigt, die schon jahrzehntelang systematisch phänologische Daten erheben und auswerten. Dabei arbeiten sie auch mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen, die nun auch die Möglichkeit haben über die Warn-Wetter-App als "Sofortmelder*in" mit dem Smartphone Beobachtungen hochzuladen - und zwar nicht nur zu den üblichen Zeigerarten der Wetterdienste, sondern auch zu vielen weiteren Spezies. Wie das funktioniert wird auf der DWD-Webseite erklärt: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/pflanzenmeldungen/Pflanzenmeldungen.html. Ihre eigene Beobachtung können Sie direkt nach der Eingabe auf einer interaktiven Karte sehen - und auch die anderer Nutzerinnen und Nutzer, natürlich anonymisiert (Abb. 1).
Abb. 1: Screenshots aus der Warn-Wetter-App. Unter "Pflanzenmeldungen" kann man alle Eingaben der vergangenen Woche sehen (den Zeitraum kann man anpassen!). Klickt man einen Punkt an, bekommt man genauere Informationen (Bsp. Wintergerste im mittleren Bild). Dies beinhaltet auch eine vergleichende Einschätzung, wenn es sich um eine der Hauptzielarten des DWD handelt. Bei allen übrigen können Sie Datum, Ort und ein Foto sehen (Bsp. Duft-Skabiose im rechten Bild).
Die Warn-Wetter-App in ihrer Basisfunktion ist kostenlos, Pflanzenmeldungen können Sie allerdings nur in der kostenpflichtigen Vollversion der App eingeben. Diese kann man für einmalig 2,49 € im Rahmen eines InApp-Kaufes herunterladen (keine monatlichen Kosten, kein Abo). Hier gibt es leider keine andere Möglichkeit. Dafür ermöglicht die Vollversion der App gleichzeitig Zugang zu weiteren Daten und Funktionen des DWD.
Es gilt weiterhin, dass wir noch nicht sagen können, in welcher Form wir die mit der Warn-Wetter-App erhobenen Daten am Ende tatsächlich verwenden können. Daher möchten wir an dieser Stelle noch keine Erwartungen wecken, denen wir vielleicht gar nicht gerecht werden können. Letztlich hängt dies vor allem auch davon ab, wieviele Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende tatsächlich mit der Datenerfassung weitermachen. Umsonst ist Ihre Dateneingabe auf keinen Fall. Selbst wenn es für eine projektbezogene Auswertung durch uns letztlich nicht reicht, werden alle hochgeladenen Meldungen in der Datenbank des DWD gespeichert und tragen dazu bei, das Wissen über Phänologie vor dem Hintergrund des Klimawandels zu erweitern. Auch die Möglichkeit noch weitere Arten zu erfassen hat uns gefallen, ob im eigenen Garten oder auf Spaziergängen.
Daher ist dies ein Mitmachaufruf an alle, die ihr Klimabeet noch weiterhin pflegen. Testen Sie die Datenaufnahme mit der Warn-Wetter-App. Das hilft uns nach einem Testupload zu prüfen, ob alles funktioniert, aber dafür brauchen wir natürlich Dateneingaben. Nur wenn genügend Leute mitmachen, haben wir die Möglichkeit einer längerfristigen Kooperation mit dem DWD. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Es wird auch deutlich weniger arbeitsintensiv als bisher, da nicht mehr jede Art jede Woche angeschaut werden mus.
Was ändert sich? Was bleibt gleich?
Natürlich ist eine neue App mit einer anderen Eingabemaske immer etwas gewöhnungsbedürftig. Diese ist aber vergleichsweise einfach zu handhaben. Unten (Abb. 2) erklären wir die Datenerfassung Schritt für Schritt.
1. Die Stadien
Um uns den Voreinstellungen der App anzupassen, müssen wir einige Änderungen bei der Stadienerfassung vornehmen:
- Erster Trieb: Fällt nun weg. Das würde die App zwar grundsätzlich ermöglichen, jedoch haben wir uns letztlich aus den bisherigen Erfahrungen heraus entschieden, dieses Stadium nicht mehr zu beobachten. Bei vielen der Arten war dies sehr schwer zu erkennen und wir möchten es denjenigen, die noch weiter Daten erfassen möchten, nicht unnötig schwer machen. Dazu kommt, das man hierfür gerade in den Wintermonaten, wenn sonst nichts an dem Beet zu tun ist, genau hinschauen muss.
- Blattentfaltung: Wie gehabt. Bitte nur den Beginn der Blattentfaltung angeben.
- Blühbeginn: Nur am Termin der ersten Blütenbeobachtung angeben (entspricht dem bisherigen "Blüten geöffnet"). Knospen oder abgeblüht wird nicht mehr erfasst.
- Vollblüte: Neu. Wenn Sie den Eindruck haben, die Pflanze/ der Bestand steht jetzt in voller Blüte, können Sie das melden. Hierbei reicht der subjektive Eindruck, es müssen keine Blüten gezählt werden. Das Stadium kann auch mehrmals gemeldet werden, falls die Vollblüte über mehrere Wochen andauert.
- Fruchtreife: Wie gehabt. Bitte nur den Beginn der Fruchtreife angeben.
- Blattfärbung: Ersetzt das Stadium "50 % Seneszenz". Einzugeben, wenn die Hälfte der Blätter verfärbt, vertrocknet oder abgefallen ist. Also wie gehabt, nur ein anderer Name.
2. Beobachtungsrhythmus
Wie bisher wäre es schön, die Entwicklung der Pflanzen wöchentlich im Blick zu haben. Sie geben aber nicht mehr jede Woche für jede Pflanze den Entwicklungsstand ein, sondern nur für die Arten, an denen Sie ein neues Stadium beobachten. Daher ist es ganz normal, wenn zwischendurch einige Wochen gar nichts einzutragen ist.
Sie können jederzeit in die Datenerfassung einsteigen, auch wenn Sie eine Art verpasst haben - oder sich auf die Blühstadien konzentrieren. Das liefert bereits wertvolle Daten. Vermeiden Sie lediglich ein Stadium einzutragen, wenn Sie sehr unsicher sind, ob dies tatsächlich neu ist (d.h. im Laufe der jeweiligen Woche erschienen ist).
3. Sonstiges
- Sie können Ihre Beobachtung auch rückdatieren. Sollten Sie also in den letzten Wochen notiert haben, wann Ihre Pflanzen aufgeblüht sind oder erinnern sich noch daran (zumindest wochengenau), können Sie diese Beobachtung gerne nachträglich eingeben.
- Zu jeder Beobachtung muss ein Foto hochgeladen werden (gilt auch für rückdatierte Eingaben). FloraIncognita-Nutzer*innen kennen das schon. Ausnahmen sind nur die Hauptzielarten des DWD, die bereitsn in der jeweils ersten Liste genannt sind (vgl. Abb 2.5). Dazu zählen unsere Projektarten nicht. Auch wir erhalten Zugang zu den Fotos und behandeln sie natürlich gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen.
- Auch andere Nutzer*innen können Ihre Fotos sehen. Die Darstellung in der Karte sind jedoch so ungenau, dass Sie nicht exakt einem Beet zuzuordnen sind. Beet-IDs können nicht eingesehen werden.
- Die App benötigt Zugriff auf Ihren Standort.
- Die App arbeitet mit Deutschen Pflanzennamen. Häufig gibt es ja eine gewisse Auswahl verschiedener Deutscher Namen für ein und dieselbe Pflanzenart. Sie finden unsere Arten in der Auswahlliste der App am Leichtesten, wenn Sie sich an den Bezeichnungen orientieren, die wir auch auf unserer Webseite verwenden (Aufrechte Waldrebe, Bunte Kronwicke, Echter Eibisch, Gewöhnliche Goldrute, Gewöhnliches Seifenkraut, Kleines Mädesüß, Steppen-Salbei, Wilde Malve, Wilde Tulpe, Winterling), vgl. Abb. 3.
- Anders als bisher können Sie Ihre Meldungen auch wieder löschen.
Wann geht es los?
Wer möchte kann sofort anfangen!
Zum Schluss das WICHTIGSTE! Nicht vergessen!
In das Kommentarfeld kliku + Ihre Beet-ID eintragen! Nur dann kann der DWD Ihre Daten unserem Projekt und Ihrem Beet zuordnen und eine gemeinsame Auswertung wird überhaupt möglich. Dies ist leider für jede einzelne Beobachtung nötig und es gibt kein automatisiertes Ausfüllen. Bitte verwenden Sie diesen Code nur für die Beobachtungen an den Pflanzen Ihres Klimabeetes, nicht für Dateneingaben zu anderen Arten.
Melden Sie sich gerne bei uns, wenn Sie hierzu noch Fragen haben.
Vielen Dank für Ihre Mühe und hoffentlich auch Freude beim weiteren Beobachten!
Abb. 2: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Datenerfassung mit der Warn-Wetter-App. Mit wenigen Klicks ist es geschafft. Beispiel: Vollblüte der Wilden Tulpe. Die Wilde Tulpe gehört übrigens neben Winterling und Wilder Malve zu den Arten, die bereits in der Beobachtungsliste des DWD für Blütezeit enthalten waren. Hierzu gibt es dort also bereits Daten.
Bei unseren Testeingaben konnten wir keine Unterschiede zwischen Apple und Android feststellen, beide sehen in der gerade aktuellen Version quasi identisch aus.
Abb. 3: Als Hilfestellung zur Auswahl der richtigen Art sind hier für alle elf Projektarten Screenshots der möglichen Auswahllisten zu sehen, die nach der (Teil-)Eingabe des Deutschen Namens erscheinen können. Wenn Sie beispielsweise nur den deutschen Gattungsnamen eingeben, stehen manchmal mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Jeder Screenshot zeigt die Auswahlliste, die erscheint, wenn Sie nur den Deutschen Gattungsnamen eingeben (ohne die dazugehörige Artbezeichnung). Der orangefarbene Pfeil zeigt jeweils auf den richtigen Artnamen für unsere "Klimabeete".
Einige Kleinigkeiten sind uns aufgefallen: Bei der Aufrechten Waldrebe kommt man mit "Aufrechte" schneller zur Zielart, beim Steppen-Salbei mit "Steppen" - d.h. es stehen weniger Möglichkeiten zur Auswahl. Arten mit Umlauten (Mädesüß) findet man nur, wenn man diese auch eingibt, einfache "a"s oder "u"s führen nicht zum Ziel. Probieren Sie aus, was sich für Sie bewährt. Manchmal reichen schon wenige Buchstaben, um eine Auswahlliste zu sehen, welche die korrekte Art enthält.
In Jena fand ein lokales Abschlusstreffen statt, bei dem einige Klimabeetler*innen, die am Wochenende zuvor nicht nach Berlin fahren konnten, die Möglichkeit hatten, den Abschluss zu feiern und über die vorläufigen Ergebnisse des Projektes zu lernen und zu diskutieren. Die Vorträge wurden von Robert Rauschkolb, Christine Römermann und Luise Schidlo in Form von Präsentationen und Postern gehalten. Anschließend gab es bei einem Buffet die Möglichkeit, Erfahrungen zum Projekt und zur Phänologie auszutauschen. Luise Schidlo, HiWi in Jena, hat für diese Veranstaltung einen Artikel verfasst.
Am 24.04.2024 ging unser schönes Projekt nun auch in Jena zu Ende. Um alles nochmal Revue passieren zu lassen, haben wir uns ein letztes Mal am Klimabeet im Botanischen Garten Jena getroffen. Nachdem die neusten phänologischen Entdeckungen am Beet diskutiert wurden (es konnten bereits Knospen bei Mädesüß und Waldrebe entdeckt werden), begaben wir uns in den Hörsaal am Planetarium. Hier präsentierte Christine Römermann die bereits in Berlin vorgestellten Ergebnisse, um alle Leute abzuholen, welche leider nicht an der großen Abschlussveranstaltung in Berlin teilnehmen konnten. Dabei wurden sowohl die naturwissenschaftlich-phänologischen als auch die sozialwissenschaftlichen Ergebnisse diskutiert.
Knospen von Mädesüß und Waldrebe (Foto: Luise Schidlo) |
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Christine Römermann präsentiert die vorläufige Projektergebnisse (Foto: Robert Rauschkolb) |
Danach habe ich (Luise Schidlo) eine Bilderpräsentation vorbereitet. Hierbei haben wir uns an viele schöne Ereignisse wie die erste Pflanzenausgabe, die virtuelle Klimabeet-Tour, die Gründung der Schulgarten-AG sowie viele verschiedene Fragerunden und an unser Sommertreffen, erinnert. Dabei ist nochmal besonders aufgefallen, wie unterschiedlich doch die Umwelteinflüsse an den jeweiligen Beeten waren und wie verschieden die daraus resultierenden Wuchsformen der Pflanzen waren.
Foto-Rückblick mit Blick auf die Unterschiede in den Klimabeeten der Teilnehmenden (Foto: Christine Römermann) |
Abgerundet wurde der Abend durch ein Buffet im Tropenhaus des botanischen Gartens. Es gab belegte Brötchen, süße Teilchen und Limonade. Während gegessen wurde, hielt Robert Rauschkolb einen spannenden Vortrag zur Sammlung phänologischer Daten und wie uns Apps wie „FloraIncognita“ und „iNaturalist“ dabei behilflich sein können. Nachdem alle Fragen erfolgreich besprochen und beantwortet wurden, entstanden weitere spannende Diskussionen zwischen den Teilnehmenden.
Buffet und phänologischer Vortrag von Robert (Foto: Luise Schidlo) |
Dabei ging besonders deutlich hervor, dass Pflanze KlimaKultur! den phänologischen Blick der Menschen geschult hat. Viele Teilnehmende haben berichtet, dass sie mittlerweile viel aufmerksamer durch die Natur gehen und auch bei anderen Pflanzen die Phänologie genauer unter die Lupe nehmen. So ist besonders in diesem Jahr aufgefallen, dass viele Pflanzen viel früher als sonst austreiben, blühen und Früchte bilden. Oder eben auch keine Früchte bilden, da beispielsweise Kirsche, Apfel und Raps gleichzeitig blühen, und Bienen Raps präferieren und diesen eher bestäuben. Falls doch eine Befruchtung der Obstbäume stattgefunden hat, hatten viele Arten Probleme durch den späten Frost, mit welchem sie Ende April konfrontiert wurden. So berichteten Teilnehmende von unbefruchteten Kirschbäumen, Kirschbäumen mit erfrorenen Früchten und davon, dass sie die Radiobeiträge, in welchen fröhlich 25°C Anfang März angekündigt werden, nicht mehr hören können.
Die Zwergwachteln im botanischen Garten lauschen den Diskussionen (Foto: Luise Schidlo) |
Abschließend lässt sich also sagen, dass Pflanze KlimaKultur! ein sehr lehrreiches Projekt war, was die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit vieler Menschen in Bezug auf ihre Umwelt positiv beeinflussen konnte. Es konnten die Auswirkungen der Temperaturerhöhung aufgrund des Klimawandels auf die heimischen Projektarten verdeutlicht werden. Zudem konnten Strategien dem entgegenzuwirken, wie zum Beispiel die Stadtbegrünung auszubauen oder bessere Möglichkeiten für den Autoverzicht zu schaffen, diskutiert werden.
Danke an alle, die Teil dieses schönen Projektes waren!
Gruppenfoto der Projektteilnehmenden aus Jena (Foto: Christine Römermann) |
Text: Luise Schidlo
Am Samstag, den 20. April, versammelten sich beinahe 100 Teilnehmer*innen und Freund*innen von Pflanze KlimaKultur! aus allen vier Projektstädten in Berlin, um gemeinsam den Abschluss des Projektes zu feiern. Zusammen konnten wir nicht nur einen Rückblick auf die letzten zwei Jahre werfen, sondern diskutierten auch Möglichkeiten der weiteren Beteiligung an zukünftigen Projekten.
Ablauf der Veranstaltung:
Nach einem kurzen Hagelsturm trafen die Teilnehmenden kurz vor 14 Uhr im Institut für Pflanzenphysiologie der Freien Universität (FU) Berlin ein. Am Anmeldetisch konnten die Klimabeetler*innen ihr Namensschild abholen und ihre Klimalogger abgeben.
Um 14 Uhr begrüßten Gerald Parolly und Aletta Bonn (die Projektleitenden) unsere Teilnehmenden im Elisabeth-Schiemann-Hörsaal. Herr Parolly sprach über die Bedeutung der phänologischen Forschung, der wissenschaftlichen Forschung im Allgemeinen sowie über die Wichtigkeit der Bildung und des Wissenstransfers solcher Projekte. Nach einer kurzen Vorstellung des gesamten Projektteams von Frau Bonn, präsentierte Frau Birgit Nordt, die Projektkoordinatorin aus Berlin, die Highlights der letzten zwei Jahre. Darunter zählten die Akquise der Teilnehmenden, die Verteilung der Projektpflanzen, Fragerunden, Bürger*innendialoge und natürlich die Datenerhebung. Tatsächlich erhielten wir im Verlauf des Projektes von den Klimabeetler*innen über 90.000 phänologische Beobachtungen und mithilfe von FloraIncognita wurden ca. 39.000 Bilder aufgenommen!
Gerald Parolly und Aletta Bonn begrüßten das Publikum und stellten das Projektteam vor. |
Die gesammelten Daten werden derzeit noch bearbeitet, trotzdem konnte Wayne Schmitt bereits einige interessante vorläufige phänologische Ergebnisse präsentieren. Da die Auswertung der Daten bei der Tulpe am weitesten fortgeschritten ist, zeigte Wayne Schmitt einige Grafiken und Karten, die den Zusammenhang (bzw. das Fehlen eines Zusammenhangs) zwischen der Phänologie der Tulpe und den Umweltfaktoren (Temperatur, Bodenfeuchte und Grünfläche) darstellten.
Als nächstes hielt Hannah Prawitz einen Vortrag zu den vorläufigen sozialwissenschaftlichen Ergebnissen im Rahmen des Projektes. Diese umfassten u.a. die Bewertung/Evaluation der verschiedenen Projektformate (wie Bürger*innendialoge und Klimabeete), sowie eine Analyse der Bürger*innendialoge, die in Zusammenarbeit mit den Bürgerwissenschaftler*innen in den vier Partnerstädten stattfanden. (Spoiler: Die Zusammenfassung dieser Analyse ergab, dass beide Formate bei den Teilnehmenden auf große Zustimmung stießen).
Birgit Nordt, Wayne Schmitt und Hannah Prawitz hielten Vorträge mit einem Rückblick auf das Projekt und vorläufigen phänologischen und sozialwissenschaftlichen Ergebnissen. |
Nach diesen kurzen Einblicken in die Ergebnisse folgten Blitzlichter von drei Vertreter*innen der weiteren Projektpartner*innen: Leon Salisch vom Blühenden Campus, Christine Römermann von der FSU Jena, und Rolf Engelmann vom Botanischen Garten Leipzig. Sie wurden jeweils zu verschiedenen Aspekten des Projektes befragt, beispielsweise zur wissenschaftlichen Bedeutung dieses Projektes oder zur Zusammenarbeit mit Pflanze KlimaKultur! Dabei wurde betont, dass die erhobenen Daten, insbesondere die Auswertung der Zusammenhänge zwischen Grünflächen und Phänologie, wichtige Grundlagen für die Politik und das Grünflächenmanagement darstellen. Die Zusammenarbeit mit den ThinkCamps an der FU Berlin wurde als wertvolle Gelegenheit hervorgehoben, um bestimmte Themen zu vertiefen. Außerdem wurden die fruchtbare Zusammenarbeit und die Unterstützung des Pflanze KlimaKultur!- Projektteams noch einmal betont.
Im weiteren Verlauf der Blitzlichter beantworteten vier Bürgerwissenschaftler*innen als Vertreter*innen ihrer jeweiligen Projektstadt kurze Fragen zum Projekt. Was hat sie zur Teilnahme motiviert? Was haben sie gelernt? Welche Herausforderungen gab es? Es wurde viel über die Bedeutung regelmäßiger und interessanter Veranstaltungen gesprochen und betont, dass das Projekt stark dazu beigetragen hat, die Teilnehmenden näher an die Pflanzenwelt heranzuführen - Eine Teilnehmende betonte, wie bemerkenswert es sei, dass sie nun sich neu entwickelnde Blätter erkennen könne und dass sie nun auch wahrnehme, wie viele kleine Insekten, sich manchmal in den Blüten verstecken. Ebenso wurde die Herausforderung hervorgehoben, dass einige Pflanzen über Nacht verschwanden, was verdeutlichte, dass der Garten nicht nur ein Ort für Pflanzen, sondern auch für Tiere ist, und ebenso sind nicht alle Pflanzen gleich gut gewachsen. Für die Teilnehmenden war es besonders interessant, vor Ort zu beobachten, welche Pflanzen in ihrer Erde gedeihen. Im Anschluss ehrten die Klimabeetler*innen aus Leipzig ihr lokales Team, Rolf Engelmann und Sebastian Schmidt, mit zwei selbstgestalteten Orden, für ihre “herausragende Betreuung”.
"Blitzlichter" mit den Partner*innen und Klimabeetler*innen. |
Anschließend hatten wir die schöne Gelegenheit, ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmenden der Veranstaltung zu machen.
Gruppenbild von den Teilnehmenden. |
Um 15.15 Uhr gab es Kaffee und Kuchen, während wir uns die vielen verschiedenen Poster anschauen konnten. Insgesamt wurden zehn Poster präsentiert, darunter drei, die Einblicke in die phänologischen Ergebnisse gewährten, drei weitere Poster zu den vorläufigen sozialwissenschaftlichen Ergebnissen, ein Poster zu Bildungsformaten, ein weiteres Poster zur Beteiligung in Botanischen Gärten, sowie ein Poster zur phänologischen Forschung im Rahmen von Citizen Science und abschließend noch ein Poster zur phänologischen Datenerfassung über die DWD-App (weitere Informationen unter https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/pflanzenmeldungen/Pflanzenmeldungen.html).
Nach dieser 30-minütigen Kaffeepause wurden die Poster an den bereitgestellten Diskussionstischen aufgestellt und unser Projektteam stellte sie vor. Eine Stunde lang hatten wir noch einmal die tolle Gelegenheit, uns intensiv mit den Teilnehmenden über die vorläufigen Projektergebnisse auszutauschen und gemeinsam über die verschiedenen Thematiken zu diskutieren. Dies war wichtig, denn die Präsentationen der Ergebnisse mussten ziemlich schnell gehen. So hatten wir die Gelegenheit, die Grafiken eingehend zu erläutern und Fragen zu Themen wie Datenbereinigung, Statistik, politische Maßnahmen zur Förderung des bürgerlichen Engagements in den verschiedenen Städten und vieles mehr zu beantworten.
Bei Kaffee und Kuchen konnten wir bereits die Poster anschauen und mit dem Projektteam über Themen wie Bildungsformate, Phänologie in der Citizen Science Forschung und Partizipation in Botanischen Gärten diskutieren (Foto oben links: Christine Römermann). Hierzu kam auch Agnes Kirchoff von den Herbonauten und Regine Jahn von Verein der Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem e.V. |
An den phänologischen Tischen haben wir uns mit Grafiken zur Phänologie der Tulpe befasst und dabei diskutiert, wie sich verschiedene Faktoren auf die unterschiedlichen Entwicklungsstadien auswirken. An den sozialwissenschaftlichen Tischen führten wir ausführliche Diskussionen über Möglichkeiten der effektiven Zusammenarbeit von engagierten Bürger*innen, Wissenschaftler*innen und Behörden, um gemeinsam Lösungen für ökologische Herausforderungen zu finden. Hierbei analysierten wir gemeinsam potenzielle Hindernisse für die Nutzung von Bürgerwissenschaftsdaten sowohl in der Forschung, als auch bei politischen Entscheidungsträger*innen. Des Weiteren erfragten wir Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmenden bezüglich ihres Engagements in Bürgerwissenschaftsprojekten und erörterten Strategien zur Sichtbarkeit solcher Projekte, sowie deren Ergebnisse. Abschließend erkundigten wir uns noch nach Verbesserungsvorschlägen und interessierten uns dafür, was den Teilnehmenden besonders gut an Pflanze KlimaKultur! gefallen hat.
Nach den Diskussionen versammelten wir uns erneut, um die wichtigsten Aspekte und Anliegen der Teilnehmenden zusammenzufassen: Hervorgehoben wurde, dass Bildung kann nicht früh genug beginnen könne, dass die Projektergebnisse in die politische Entscheidungsfindung einfließen müssen und dass Strategien für die Sichtbarkeit von Citizen Science Projekten sowie deren Ergebnissen gefunden werden sollten.
Vorläufige Projektergebnisse und die Möglichkeiten der Phänologie mit der WarnWetterApp des Deutschen Wetterdienstes wurden ebenfalls an den Tischen diskutiert. |
Um 17.00 Uhr starteten die acht Führungen durch den Botanischen Garten: Einige Teilnehmende besuchten die Saatgutbank in Dahlem und hatten die Gelegenheit, einen Kühlraum von -24°C zu besichtigen. Andere begaben sich ins Herbarium, wo sie Pflanzenbelege, die mehrere hundert Jahre alt sind, bestaunen konnten. Wiederum andere genossen die tropische Wärme der Gewächshäuser, während drei weitere Gruppen die etwas kühleren frühen Abende im Freiland verbrachten und sich mit Themen wie Anzucht, Pflanzengeographie oder der Vielfalt der Pilze beschäftigten. Angesichts der Vielzahl an spannenden Themen fiel vielen Teilnehmenden die Entscheidung schwer!
Es gab acht Führungen zu verschiedenen Themen – Herbarium, Pilze, Pflanzengeographie und vieles mehr. (Foto unten rechts: Manuela Grabo). |
Am Ende der Führungen versammelten sich alle im Foyer des großen Gewächshauses des Botanischen Gartens, wo ein Abendbuffet für uns bereitstand. Das Zusammentreffen bildete einen würdigen Ausklang der Abschlussveranstaltung, bei der die Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeit, sich zu stärken, sondern auch noch einmal mit dem Projektteam ins Gespräch zu kommen und die Gewächshäuser zu besichtigen.
Das abendliche Buffet bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit uns und untereinander auszutauschen. |
Wir im Projekt sind sehr dankbar für die zahlreiche Teilnahme an der Veranstaltung, sowie für das durchgehende Engagement unserer Klimabeetler*innen, Unterstützer*innen und Freund*innen des Projektes. Ebenso möchten wir uns bei allen Teilnehmenden bedanken, auch bei denen, die am Samstag leider nicht dabei sein konnten. Ihre Begeisterung und Hingabe sind und waren für den Erfolg von Pflanze KlimaKultur! von unschätzbarem Wert! Denn ohne Sie wäre ein Projekt dieser Größenordnung nicht möglich gewesen. Vielen herzlichen Dank!
Bei der Veranstaltung wurde erwähnt, wie es möglicherweise nun nach Projektabschluss weitergehen könnte. Einige Details sind leider noch nicht spruchreif. Allerdings haben wir gerade eine Umfrage erstellt, in der Sie uns mitteilen können, ob Sie Updates zu Projektergebnissen, neuen Beteiligungsformaten in Botanischen Gärten, Folgeprojekten etc. erhalten möchten. Darüber hinaus können Sie uns mitteilen, ob Sie weiterhin Interesse hätten, phänologischen Eckdaten von Ihrem Klimabeet zu erheben. Mit diesem Link können Sie uns mit einem Häkchen oder Nein-Symbol diese Fragen bis 19.05.2024 beantworten: https://terminplaner4.dfn.de/NXVWJ2sZrrk9XZwZ.
Fotos (falls nicht anders angegeben): Bernd Wannenmacher
Tagungen sind ein wichtiger Bestandteil wissenschaftlicher Projekte. Diese bieten die Möglichkeit, Ergebnisse zu präsentieren, sich mit anderen Wissenschaftler*innen auszutauschen und über andere Projekte und Studien zu lernen. Letztes Jahr waren wir auf der PopBio-Tagung in Hohenheim mit einem Poster und auf der Tagung der Gesellschaft für Ökologie in Leipzig mit einem Vortrag vertreten. Dieses Jahr hat die Koordinatorin von Pflanze KlimaKultur! Birgit Nordt bereits auf zwei Tagungen Vorträge gehalten - einmal beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach und einmal bei der European Citizen Science Association in Wien, über die sie hier einen Artikel geschrieben hat.
In diesem Frühjahr hatte ich gleich zwei Gelegenheiten unser Projekt auf Vorträgen im Rahmen von Tagungen vor ganz unterschiedlichem Publikum zu präsentieren. Die erste Reise (gemeinsam mit Robert Rauschkolb aus dem Jenaer Team) ging nach Offenbach, wo in den Räumen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Fachgruppe der Biometeorologen (Deutsche Meteorologische Gesellschaft) zusammenkam. Es wurden Studien vorgestellt, die sich mit den verschiedensten Aspekten von Einflüssen des Wetters und Klimas auf Pflanzen, Ökosysteme, Gesundheit des Menschen etc. beschäftigt haben. Angesichts der Tatsache, dass wir heutzutage ein wenig dazu neigen die Begriffe Wetter und Klima etwas durcheinander zu würfeln, ist mir eine schöne Definition dazu aus einem der Einführungsvorträge in Erinnerung geblieben: „Wetter ist erlebbares Klima.“
Ein spannendes Vortragsprogramm. |
Magnolienblüte vor dem DWD-Gebäude. |
Der Wetterpark in Offenbach. |
Trotz des sehr straffen dreitägigen Vortragsprogramms gab es noch Gelegenheit den Wetterpark des DWD zu erkunden. Mit seinem dazugehörigen Infozentrum kann man hier Naherholung und Lernen wunderbar verbinden. Uns hat der nur einstündige Aufenthalt gerade für eine schnelle Erkundung gereicht. Die gepflanzte phänologische Uhr hat mir besonders gut gefallen, auch wenn die Beete noch der Jahreszeit entsprechend recht kahl waren. Außerdem sind auf der Fläche auch die Gehölze der Internationalen Phänologischen Gärten (IPG) untergebracht. Ein internationales Projekt, das schon seit seiner Gründung 1957 die Phänologie von Gehölzen gleicher genetischer Herkunft untersucht. An Details interessiert? Hier geht es zur Homepage des Projektes.
Kurze Zusammenfassungen der Vorträge sind übrigens in einem Tagungsband zusammengestellt, der online verfügbar ist, so dass Sie herzlich eingeladen sind, sich hier in die Details zu vertiefen. Ungewohnt für Wissenschaftler*innen dieser Tage: Fast alle Vorträge waren in deutscher Sprache.
Keine zwei Wochen später ging es Richtung Wien zu einem großen internationalen Kongress der Citizen Science Experten, die sich in der ECSA (European Citizen Science Association) organisiert haben. Als Phänologin fiel mir schon bei der Ankunft in Wien auf, dass der Zug mich hier offenbar direkt in den Mai katapultiert hat. Auch in Österreich war der März sehr warm, so dass am 2. April bereits blühender Flieder, Rosskastanien und sogar Goldregen zu finden war. Angesicht des Hitzeeinbruchs in den Folgetagen war es sehr angenehm, dass die meisten Park- und Straßenbäume schon fast voll entwickelte Blätter aufwiesen und so für etwas Schatten sorgten.
Auf der Tagung in den Räumen der Universität für Bodenkultur (BOKU) standen an drei sehr intensiven Tagen mit Vorträgen und Workshops vor allem Forschungs- und Partizipationsmethoden im Fokus und die unterschiedlichsten Möglichkeiten der Bürger*innenbeteiligung wurden aufgezeigt. Es waren nicht nur Forschende aus fast allen europäischen Staaten vertreten, auch Projekte in Afrika wurden präsentiert, oft ging es hier um sehr anwendungsbetonte Themen, wie Verbesserung der nachhaltigen Ressourcennutzung und Produktionssteigerung bei der Viehwirtschaft.
Eröffnungvorträge |
Universität für Bodenkultur (BOKU) |
Gruppenbild aller Vortragenden aus der Session mit der Chairfrau Baiba Prüse (ganz rechts). |
Vor der phantastischen Kulisse des Naturhistorischen Museums, die alle Konferenzteilnehmer*innen schon bei einer Abendveranstaltung am Donnerstag genießen konnten, schloss sich am Samstag der von „Österreich forscht“ organisierte Citizen Science Day an. Auf einem Marktplatz konnten alle großen und kleinen Besucher*innen selbst mitforschen und die Möglichkeiten erkunden, sich auch zukünftig an Projekten zu beteiligen. Hier stellten sich nicht nur österreichische Kolleg*innen vor, z. B. gab es auch einen Stand eines Jenaer Kollegen, der in seinem partizipativen Projekt u. a. den Schwermetallgehalt von Böden in privaten Gärten untersucht hat. Bei der ECSA sind übrigens die Sozialwissenschaftler*innen in der Überzahl, so dass die Auswirkungen der Projektbeteiligung auf die eigene Gesundheit, Wahrnehmung von Wissenschaft und zukünftiges gesellschaftliches Engagement ein wichtiges Themenfeld waren.
Zur nächsten ECSA 2026 hat übrigens die Universität von Oulu in Finnland eingeladen, wo Thora Hermann seit Herbst 2022 eine Professur für Sozio-Ökologische Nachhaltigkeit innehat und dort weiterhin gemeinsam mit Bürger*innen forscht. Viele erinnern sich bestimmt noch an sie als Organisatorin unserer Bürger*innendialoge im Sommer 2022.
Eine Abendexkursion unter fachkundiger Anleitung führte zu einem eher ungewöhnlichen Lebensraum von Wechselkröten in flachen Wasserbecken auf einem belebten Platz mitten im zweiten Wiener Bezirk. |
Achten Sie auf diesem kurzen Videoclip – die Bildqualität lässt zu wünschen übrig – auf den markanten Ruf der Wechselkröte (Bufo viridis). Wenn Sie mehr über diese seltene und geschützte Art erfahren möchten, schauen Sie gerne auf die Seiten des Nationalparks Donau-Auen, wo Sie auch eine längere Tonaufnahme hören können. |
Birgit Nordt
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