Viele verstehen den Unterschied zwischen heimischen und nicht heimischen Pflanzen, aber das Konzept von gebietsheimischen Arten ist für einige Gärtner*innen noch unbekannt. Hier handelt es sich um einheimische Pflanzen, die sich über viele Generationen in einer bestimmten Region fortgepflanzt und gebietseigene genetische Anpassungen entwickelt haben und besonders gut an die örtlichen Bedingungen angepasst sind.   

Um diese gebietsheimische Vielfalt zu unterstützen und zu erhalten, sammelt man regionales Pflanz- und Saatgut von Wildpflanzen, welches man auch für den Garten erwerben kann. Kürzlich haben wir eine Probe einer regionalen Saatgutmischung aus der Region um Halle und Leipzig erhalten, die wir bei Veranstaltungen an unsere Klimabeetler*innen verteilen möchten. Bei dieser Gelegenheit werden wir die Bedeutung von Regiosaatgut beleuchten und die Verwendung von unseren Saatgutmischungen erläutern (inkl. Hinweise zur Anlage/Pflege) . Unser studentischer Mitarbeiter Tim Kortekamp hat für Sie einen Beitrag vorbereitet, der einen Einblick in das Thema geben wird.

Im Frühling haben bestimmt einige von Ihnen auf Saatgutmischungen zurückgegriffen, um Ihre Gärten oder den Balkon etwas aufzuhübschen und unseren Bestäubern Nahrung zu bieten. Haben Sie darauf geachtet, dass in der verwendeten Blühmischung nur heimische Arten enthalten sind? Oft sind in den Mischungen, welche im Supermarkt oder im Gartencenter zu kaufen sind, Samen von gebietsfremden Arten, züchterisch bearbeitete Sorten anstatt Wildarten oder gar invasive Spezies enthalten.

Stauden-Lupine

Lupinus polyphyllus

Kanadische Goldrute

Solidago canadensis

Riesen-Bärenklau

Heracleum mantegazzianum

von Dietmar Rabich, genutzt unter CC BY-SA 4.0

Drüsiges Springkraut

Impatiens glandulifera

 

Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) und Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) aus Nordamerika, Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) aus dem Kaukasus oder Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) aus Asien kennen Sie vermutlich alle. Bei diesen Arten handelt es sich jedoch um invaive Arten in Deutschland und der EU. Zwar können diese Pflanzen auch unseren heimischen Bestäubern ein reiches Nahrungsangebot bieten, tun dies jedoch meist nur für einen kurzen Zeitraum oder nur für wenig spezialisierte Bestäuberarten. Viele Arten wie oligolektische (auf wenige bis einzelne Nahrungsquellen spezialisiert) Wildbienen können von diesem Nahrungsangebot überhaupt nicht profitieren. Eine solche Wildbiene ist z.B. die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) welche sich ausschließlich von der Gattung Echium (Natternköpfe) ernährt.

Invasive, durch den Menschen in ein Gebiet neu eingeführte Arten finden z.B. hier in Deutschland Standorte vor, welche besonders gut mit ihren Ansprüchen übereinstimmen. So können diese durch ihre Wuchskraft, ihre schnelle Verbreitung oder durch das Fehlen von natürlichen Fressfeinden heimische Arten im Überleben und in deren Ausbreitung hindern. Man spricht von invasiven Arten, wenn diese die Fähigkeit besitzen, heimische Arten zurückzudrängen und ggf. an bestimmten Standorten zu ersetzen. Eine vollständige Liste von EU-weit bedeutenden invasiven Arten mit Abbildungen finden Sie hier: https://www.bfn.de/sites/default/files/BfN/service/Dokumente/skripten/skript574.pdf. Und eine Liste mit weiteren für Deutschland bedeutenden Arten hier: https://www.bfn.de/sites/default/files/BfN/service/Dokumente/skripten/skript352.pdf.

Die Ausbreitung solcher Arten kann ganz zufällig geschehen, indem der Samen durch Tiere an andere Orte verschleppt wird oder durch Wind und Wasser aus dem heimischen Garten „ausbricht“. Die Gefahr der Verfälschung der Flora geht nicht nur von invasiven Arten aus, sondern kann auch bei der Verwendung heimischer Arten passieren, etwa über das zufällige Einkreuzen von Zuchtsorten. Züchtungsziele sind bei Blühpflanzen häufig ein einheitliches Erscheinungsbild und ein gleichmäßiger Wuchs, was im Züchtungsprozess durch Inzucht/Selbstbestäubung erreicht werden kann. Dadurch geht die Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen verloren. Auch für Bestäuber können Zuchtsorten mit gefüllten Blüten Nachteile bedeuten. Sie mögen für uns schön anzuschauen sein, jedoch sind die Blüten häufig steril und bieten keinen Pollen oder Nektar als Nahrung für Bestäuber.

Dahlia

 Links: Eine gefüllte Dahlie der Sorte 'Orange Nugget'

Rechts: Die ungefüllte Sorte 'Schloß Reinbeck'
Bei der gefüllten Sorte sind die reproduktiven Organe in sterile Kronblätter umgewandelt, weshalb kein Pollen produziert wird.

Fotos: Tim Kortekamp

Weniger auffällig, da im Habitus nicht unbedingt erkennbar, aber dennoch bedeutend, kann der Verlust genetischer Vielfalt in Wildpopulationen durch das Einkreuzen von Pflanzenlinien gebietsfremder Herkünfte in lokale Wildpopulationen sein. Durch die lange Anpassungszeit über viele Generationen konnten sich lokale Ökotypen bilden, welche sich perfekt an die jeweiligen vorherrschenden Standortbedingungen, wie das Klima oder Bodenverhältnisse, angepasst haben. Dabei können dieselben Arten von Standort zu Standort in ihren morphologischen und phänologischen Merkmalen voneinander abweichen, z.B. in ihrer Blattform bzw. -größe oder dem Austriebs- und Seneszenzverhalten. So können schon kleine Unterschiede im Austriebszeitpunkt zwischen zwei Populationen über das Erfrieren oder Überleben bei Spätfrösten entscheiden.

Wie aber kann ich sichergehen heimisches Saat- und Pflanzgut zu verwenden?

Der Schlüssel liegt im sogenannten „gebietsheimischen Saatgut“, auch Regiosaatgut genannt. Dieses Saatgut wird von heimischen Wildpflanzen aus regionalen bzw. lokalen Beständen gesammelt und dann von spezialisierten Produzenten angebaut und vermehrt. Nach maximal fünf Generationen wird neu gesammelt und der Produktionsbestand erneuert. Genaueres zur Produktion von Regiosaatgut finden Sie hier: https://www.natur-im-vww.de/wildpflanzen/vww-regiosaaten/produktion/.

Für Gräser und Kräuter wurde eine Einteilung Deutschlands in 22 Regionen vorgenommen, in welchen Saat- und Pflanzgut nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes hergestellt wird und ausgebracht werden darf. Für Gehölze gilt eine Einteilung in sechs Regionen.

 
Skowronek, S., Eberts, C., Blanke, P., & Metzing, D. (2023). Leitfaden zur Verwendung von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut krautiger Arten in der freien Natur Deutschlands (647. Aufl.). DE: Bundesamt für Naturschutz. https://doi.org/10.19217/skr647 genutzt unter CC BY-ND 4.0

 

Um sicherzugehen, dass Ihr gewähltes Saatgut tatsächlich den Anforderungen entspricht, können Sie sich auf die Zertifizierungen durch den VWW (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.) oder das sogenannte „RegioZert“ (Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V.) verlassen. Die Zertifikate für Regiosaaten, Regiogehölze und Regiostauden weisen eine gesicherte Herkunft und Qualität aus. Näheres zu den Zertifikaten und zu Bezugsquellen für zertifiziertes Saat- und Pflanzgut finden Sie hier: https://www.natur-im-vww.de/regelwerke-vww-zertifikate-2 und hier: https://www.bdp-online.de/de/Branche/Saatguthandel/RegioZert/RegioZert__-_wie_erkenne_ich_das_/.

Der Einsatz entsprechenden Saatguts kann auch in Ihrem Privatgarten ein Beitrag dazu leisten die heimische biologische Vielfalt zu erhalten.

Seit 2020 ist der Einsatz von gebietsheimischem Saatgut in der freien Landschaft sogar gesetzlich verpflichtend und das Ausbringen oder Anpflanzen anderer Arten benötigt einer Genehmigung. In der freien Landschaft bedeutet, z.B. an Straßenrändern, in naturbelassenen Bereichen von Siedlungsräumen, bei der Renaturierung von Tagebauen oder auf Ausgleichsflächen für Naturschutzprojekte. Auch Blühstreifen an Wegrainen landwirtschaftlicher Flächen gehören dazu. Solche, die direkt auf Ackerflächen angelegt werden jedoch nicht. Das regelt § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes. Genaueres dazu finden sie beim BMUV: https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/artenschutz/nationaler-artenschutz/foerderung-von-gehoelzen-und-saatgut-gebietseigener-herkunft.

Freundlicherweise wurde uns durch Sandra Dullau von der Hochschule Anhalt eine VWW-zertifizierte Blühwiesenmischung bereitgestellt, welche wir gerne bei kommenden Veranstaltungen an unsere Teilnehmenden ausgeben möchten. Frau Dullau ist Wissenschaftlerin mit Forschungsschwerpunkten zum Naturschutz, Grünflächen und für Renaturierung, sowie selbst auch Teilnehmerin im Projekt Pflanze KlimaKultur!.

Es handelt sich dabei um eine Wildpflanzenmischung für eine urbane Blühwiese mit 38 Arten. Die Blühmischung stammt aus dem Gebiet um unsere Projektstädte Leipzig und Halle. Achten Sie in Berlin und Jena daher besonders darauf, das bereitgestellte Saatgut nur im Privatgarten einzusetzen. Der optimale Saatzeitpunkt ist im September. Die genaue Zusammensetzung können sie unter folgendem Link als PDF herunterladen: https://www.mdr.de/mdr-garten/pflanzen/saatgut-mischung-wildkraeuter-100.html.

Dazu stellen wir Ihnen ein Infoblatt zur Anlage einer Blühwiese zur Verfügung. In diesem finden Sie Hinweise zur Saatbettbereitung und weitere Pflegehinweise.

Berücksichtigen Sie bitte bei der Aussaat, dass die Blühmischung nur für Ihre Privatgärten gedacht ist und jegliches Ausbringen in der freien Landschaft einer Genehmigung bedarf!

Scharfgarbe

Achillea millefolium

Gelbe Skabiose

Scabiosa ochroleuca

Primula veris AZ 230419 verkl

Echtes Johanniskraut

Hypericum perforatum

Echte Schlüsselblume

Primula veris

 

Ich hoffe Ihnen eine Übersicht über die Bedeutung des Erhalts unserer einheimischen Flora vermittelt zu haben. Vielleicht werden wir uns in Zukunft auch wieder häufiger an heimischen Wildblumen wie Scharfgarbe (Achillea millefolium), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Johanniskraut(Hypericum perforatum) oder Schlüsselblume (Primula veris) erfreuen können. Übrigens, diese Arten finden sich auch in der Blühmischung.

P.S. Der Botanische Garten Berlin ist Verbundpartner im Projekt „Wildpflanzenschutz in Deutschland" (WIPs-De), worüber ich Sie in wenigen Wochen informieren möchte.

Text: Tim Kortekamp

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Birgit Nordt

Am Freitag den 25.08.23 war es wieder soweit und der Botanische Garten Berlin hat erneut seine Türen für einen unserer Bürger*innendialoge geöffnet. Anders als in den vergangenen Veranstaltungen haben wir uns diesmal spezifisch mit der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt beschäftigt. Diese wird derzeit vom Berliner Senat novelliert und alle Berliner Bürger*innen waren eingeladen, sich bei unserem Dialog und damit direkt in die Strategie einzubringen.

Nachdem Dr. Gerald Parolly (Botanischer Garten Berlin) und Prof. Aletta Bonn (iDiv Halle-Jena-Leipzig) den Abend im warmen Gewächshaus eröffnet haben, wurden die Projektziele und auch schon die ersten Ergebnisse des Projektes vorgestellt. Dabei hat Wayne Schmitt (Botanischer Garten Berlin) einen ersten Einblick in die phänologischen Ergebnisse der Klimabeete gegeben. Hannah Prawitz, die neue Mitarbeiterin (iDiv Halle-Jena-Leipzig) im Projekt, hat diese durch die ersten Erkenntnisse aus den vergangenen Bürger*innendialogen ergänzt.

Begrüßung Begrüßung

Vortrag der Ergebnisse

Vortrag der Ergebnisse

Nach diesen ersten Eindrücken haben die Verantwortlichen der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt übernommen und einen spannenden Einblick in ihre aktuelle Arbeit gegeben. Trotz der Hitze folgten alle gespannt Sandra Naumann’s (Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt) Vortrag zum Berlin Urban Nature Pact. Anschließend an diese globale Einordnung stellte Gabriele Pütz (gruppe F und Sachverständigenbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege) den aktuellen Planungsstand der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt vor und lud alle Anwesenden ein, sich an den folgenden Diskussionen zu beteiligen und damit direkt in die Strategie einzubringen.

Sandra Naumann Vortrag

Gabriele Pütz Vortrag

In einem interaktiven Format diskutierten wir dann spezifisch über drei Themenfelder der Strategie (Private / halböffentliche Grünflächen, Gebäude als Lebensraum & Lebensqualität) und überlegten, wie die schon vorgeschlagenen Maßnahmen ergänzt werden könnten und wie sich Bürger*innen direkt in die Umsetzung der Strategie einbringen können. Bei Sonne und unter freiem Himmel wurden enthusiastische und produktive Diskussionen geführt. 

Die Ergebnisse dieser sind sehr vielfältig und umfassend. Dabei wurden die Wichtigkeit der Natur- und Umweltbildung, die Mobilisierung ganz diverser Gruppen und die Notwendigkeit von verbindlichen und finanzierbaren Maßnahmen hervorgehoben. Alle waren sich einig, dass es kontrollierbare Maßnahmen und Indikatoren braucht, um die Umsetzung der Strategie zu begleiten. Dabei können Bürger*innen ganz unterschiedliche Rollen einnehmen. Von eigenen Bildungsangeboten über die Teilnahme an Citizen Sciences Projekten wie Pflanze KlimaKultur! bis hin zu aktivistischen Beteiligungsformen wurde vieles genannt: “Manchmal hilft es am Meisten, die Unternehmen und Verwaltungen freundlich [zu] nerven.”

Die Ergebnisse werden nun ausgewertet und direkt an die beiden Verantwortlichen der Strategie übergeben. 

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Teilnehmer*innen für einen schönen und produktiven Abend und freuen uns schon auf kommende gemeinsame Veranstaltungen. 

Fotos: Sebastian Treu

 

 

Als Fortsetzung zu Robin Pelzers früherem Post über Hummeln möchte er hier über das Thema Nistkästen für Hummeln berichten.

Der letzte Bericht handelte vom Lebenszyklus der Hummeln und von Unterschieden zwischen Stadt- und Landhummeln. Daran anknüpfend soll es in diesem Bericht um Hummel-Nisthilfen als Ausgleich für fehlende unterirdische Hasenbauten oder oberirdische Höhlen gehen.

Abhilfe können spezielle Nistkästen, auch Hummelhäuser genannt, schaffen. Nistkästen können beispielsweise aus Holz, Holzbeton, Keramik, Granit und sogar aus Styropor gebaut sein. Doch alle Hummelhäuser haben einen ähnlichen Aufbau. Je nach Hummelart wird ein mehr oder weniger großer Innenraum benötigt. Eberhard von Hagen und Ambros Aichhorn empfehlen in ihrem Buch für individuenreiche Hummelvölker (z.B. dunkle, helle, große und Kryptarum-Erdhummel; Steinhummel; Bergwaldhummel) Maße von 45 x 40 x 35 cm (L x B x H) und für individuenarme Hummelvölker (z.B. Wiesenhummel, Grashummel, Ackerhummel, Feldhummel) Maße von 35 x 30 x 25 cm. Als Nistmaterial kann ich Polsterwolle und Kapok empfehlen, die leicht zerrupft und locker in den Innenraum gelegt werden. Generell können unterirdische und oberirdische Nistkästen unterschieden werden. Bei der unterirdischen Variante wird der Nistkasten vollständig eingegraben und bietet den Hummeln ein angenehmes gleichbleibend temperiertes Mikroklima. Allerdings kann Niederschlagswasser leichter in das Nest eindringen und das Hummelvolk durch Bildung von Schimmelpilzen gefährden. Die Grundfeuchte des Bodens setzt zudem dem Material des Nistkastens zu. Daher empfehle ich den oberirdischen Nistkasten. Zum Schutz vor Wind und Wetter sollte das Einflugloch des Nistkastens nicht der Hauptwetterseite zugewandt sein. Um Hitzestau und das Schmelzen der Waben zu vermeiden, muss darauf geachtet werden, dass der Nistkasten im Schatten steht. Für erdnistende Hummeln muss im Nistkasten eine Einlaufröhre vorhanden sein, die den Tieren den Ein- und Ausgang eines Mäusenestes suggerieren soll. Eine weitere wichtige Besonderheit bei einem Hummelnistkasten ist die Wachsmottenklappe (Aufnahme 1), die das Einflugloch abdeckt und das Eindringen der Wachsmotte (Galleriinae) verhindert. Dabei handelt es sich um Parasiten, die das ganze Hummelvolk abtöten können. Das Wachsmottenweibchen legt Eier in die Nähe des Hummelnestes, woraus Larven schlüpfen, die sich von Pollen, Wachs und von der Hummelbrut ernähren. Da sich die Larven den Geruch der Hummeln aneignen und sich mit einem Gespinst schützen, werden sie von dem Hummelvolk nicht bekämpft. Mit einer Wachsmottenklappe kann die Wachsmotte nicht eindringen und das Hummelvolk ist geschützt. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wissen die Hummeln, dass sie die Klappe beim Ein- und Ausstieg des Nestes mit dem Kopf aktiv hochheben müssen, wie in Aufnahme 1 ersichtlich. Um Hummelköniginnen anzulocken, sollte das Flugloch blau angestrichen sein (auf keinen Fall rot, Hummeln können die Farbe Rot nicht sehen).

Aufnahme 1: Funktionsweise einer Wachsmottenklappe

Steht der Hummelnistkasten an einem geeigneten Platz, kann im Frühjahr eine Hummelkönigin einziehen. Eine Hummelkönigin ohne Nistplatz ist an dem stark suchenden Verhalten knapp über der Erdoberfläche erkennbar. In der Aufnahme 2 wird deutlich, dass sie dabei wie magisch von Felsspalten, Lücken zwischen Töpfen und Ähnlichem angezogen wird und akribisch jeden potenziellen Nistplatz prüft. Hat sie ein geeignetes Loch gefunden, fliegt sie mit auffälligen Pendelflugbewegungen auf den Eingang zu. Bei der Besiedelung des Nistkastens kann ebenso mit einem Kescher und einer Einsetzhilfe (Bild 1) nachgeholfen werden. Dies ist nur dann erfolgreich, wenn die Hummel stressfrei behandelt wird. Daher sollten die Tiere nicht in der Luft gefangen werden! Eine bewährte Methode ist es, zu warten, bis sich die Hummelkönigin bei der Nistplatzsuche niedergelassen hat. Anschließend wird das Netz mit erhobenem Zipfel über die Hummel gestülpt. So fliegt die Hummel automatisch nach oben und kann in die Einsetzhilfe laufen. Die Einsetzhilfe wird sofort mit der Öffnung an das Einflugloch gehalten und mit der Hand verdunkelt. Wenn die Hummel in den Nistkasten gelaufen ist, wird die Öffnung mit einem Stein, Papier oder Ähnlichem für 5 min geschlossen. Verlässt die Hummel nach 20 bis 60 min in immer größer werdenden Flugkreisen das Nest, so war die Besiedlung des Nistkastens erfolgreich und die Hummelkönigin wird mit dem Nestbau beginnen. Bei dem als Sondierungsflug bezeichnetes Verhalten prägt sich die Hummel die Umgebung genau ein, um den Nistplatz wiederzufinden. Die Aufnahme 3 zeigt einen Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Steinhummel-Arbeiterin, die sich ähnlich wie die Hummelkönigin bei ihrem ersten Flug orientieren muss. Im Gegensatz dazu ist in der Aufnahme 4 eine ältere Arbeiterin zu sehen, die den Standort ihres Nestes bereits erlernt hat.

Kescher

Aufnahme 2: Verhalten einer Hummelkönigin, die einen Nistplatz sucht

 Bild 1: links: Kescher, rechts: Einsetzhilfe bestehend aus einem Zylinder und einer Plastikkarte als Verschluss
 

Aufnahme 3: Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Hummel-Arbeiterin

 Aufnahme 4: Abflug einer älteren Hummel-Arbeiterin, die Standort des Nestes erlernt hat

Nistkästen geben Hummeln eine unterstützende Möglichkeit, sich in urbanen Landschaften zu etablieren. Aufgrund ihrer Friedfertigkeit können Hummelnistästen bedenkenlos in Gärten aufgestellt werden. Auch für Kinder ist das Beobachten der fleißigen Arbeiterinnen interessant. Geöffnet werden muss das Hummelhotel nicht zwangsweise. Nur wenn ein Rückgang der Anzahl der Hummelarbeiterinnen festgestellt wird, sollte vorsichtig geprüft werden, ob sich Wachsmottenlarven das Hummelnest bedrohen. Dabei wird der Deckel vorsichtig angehoben und nach etwaigen Gespinsten der Wachsmottenlarve gesucht (Vorsicht: die Hummeln könnten aufgeregt und aggressiv reagieren, sie werden auffliegen, Aufnahme 5). Werden solche Larven entdeckt, sollten diese sofort entfernt werden. Sind alle Larven abgesammelt, sollte mit dem Schließen des Nestes so lange gewartet werden, bis sich die meisten aufgeschreckten Hummeln wieder auf dem Nest niedergelassen haben. Werden diese wenigen Punkte beachtet, bereichert ein Hummelnistkasten Ihren Garten!

Aufnahme 5: Verhalten eines Hummelstaats beim Öffnen des Nistkastens

Text, Bilder, Aufnahme: Robin Pelzer

Lange Nacht der Wissenschaften am 23. Juni 2023 im Botanischen Garten der Universität Leipzig
Auch dieses Jahr fand Ende Juni wieder die Lange Nacht der Wissenschaften in Leipzig statt und der Botanische Garten nahm mit einem abwechslungsreichen Programm Teil, bei dem sich einige aktuelle Projekte und Institutionen vorstellen und der Garten seine gigantische Biodiversität zur Schau zu stellen konnten. Auch Pflanze KlimaKultur! war mit einem Stand vertreten und suchte das Gespräch mit den zahlreichen Besuchern.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier, das vollständige Programm hier.

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School zum Thema „Engagement für Natur und Gesellschaft“ am 28. Juni 2023
Die Leipzig International School (LIS) ist eine englischsprachige Schule mit mehr als 900 Schülern aus 70 Ländern, in deren Aula am 28. Juni eine ganz besondere Veranstaltung stattfand: Schüler der 6.-10. Klassenstufen wurden unter dem Motto „How to get engaged for our planet and society?“ darüber informiert, welche Möglichkeiten sie im Raum Leipzig haben, im Natur- und Artenschutz bzw. gesellschaftlich aktiv zu werden. Vorgestellt wurden mehrere regional aktive Projekte und Organisationen, wie z.B. die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, das Citizen-Science-Projekt Vielfaltergarten und auch Pflanze KlimaKultur!.

An letzteren beiden nimmt die LIS mit ihrem liebevoll gepflegten, großen Schulgarten Teil und bindet ihre Schüler in die Projektarbeit mit ein. Sie ist daher ein gutes Beispiel dafür, welche Möglichkeiten es für Schulen gibt, sich mit Universitäten und wissenschaftlichen Projekten zu vernetzen.

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School

Fotos: Gitte Vogel-Sirin

Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig am 1. Juli 2023
Der Botanische Garten Leipzig lud am 1. Juli zu seinem Sommerfest bzw. „Tag der offenen Tür“ ein. Das Fest richtete sich mit seinem vielfältigen Programm wie schon im letzten Jahr nicht nur an botanisch und wissenschaftlich Interessierte, sondern an alle Altersgruppen.

Hier gab es nicht nur verschiedene Führungen für Jung und Alt, die auch hinter die Kulissen des Botanischen Gartens führten, sondern auch viele Informations-, Verkaufs- und Essensstände sowie eine Tombola und Livemusik. Auch „Pflanze KlimaKultur!“ stellte sich mit einem Stand den vielen kleinen und großen Besuchern vor.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie das Programm finden Sie hier.

Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig

 

Fotos (falls nicht anders angegeben): Sebastian Schmidt

Der nächste Post für unsere Artikelreihe wurde von Luise Schidlo aus Jena geschrieben. Hier hat erläutert sie das Thema ihrer Bachelorarbeit, und zwar, was ist der Zusammenhang zwischen Phänologie, Merkmale und genetische Herkunft. Für Pflanze KlimaKultur! war es uns wichtig, eine einheitliche genetische Herkunft zu verwenden und mit diesem Post können Sie besser nachvollziehen, warum wir das entschieden haben.

Im heutigen Blogpost möchte ich Ihnen meine Bachelorarbeit mit dem Thema „Können dieselben Unterschiede in Phänologie und funktionellen Merkmalen, welche zwischen botanischen Gärten im PhenObs-Projekt identifiziert wurden, auch in einem common-garden Experiment festgestellt werden?“ vorstellen. Mein Name ist Luise Schidlo und ich studiere im 6. Semester an der Universität Jena Biologie. Meine Abschlussarbeit beschäftigt sich ebenso wie das Projekt Pflanze KlimaKultur! mit dem Zusammenhang von Phänologie verschiedener krautiger Arten und dem Klima. Anders als beim Projekt Pflanze KlimaKultur! habe ich jedoch statt Saatgut von einer Mutterpflanze zu nutzen, Saatgut von mehreren Mutterpflanzen, aus verschiedenen botanischen Gärten gesammelt und angezogen. Die Daten von Pflanze KlimaKultur! sollen also vor allem die Phänologie mit dem Standort und dessen Bedingungen verknüpfen. Dem entgegengesetzt, soll bei meinem Experiment vor allem beobachtete werden, was die Herkunft des Saatgutes für eine Rolle spielt, wenn alle Organismen am selben Standort, unter denselben Bedingungen angezogen werden. Anschließend werden meine erhobenen Daten mit im Rahmen des Projektes PhenObs erhobenen Daten verglichen, um einen Eindruck davon zu gewinnen, inwiefern die Herkunft der Pflanzen bei der Diskussion von phänologischen Daten berücksichtigt werden muss.

Für das Experiment wurden fünf Arten ausgewählt und Samen von je drei verschiedenen botanischen Gärten in einem common-garden in Jena angezogen. Common-garden meint in diesem Falle, dass alle Arten unter gleichen Bedingungen am selben Standort, dem botanischen Garten in Jena, angezogen wurden. Bei den Arten handelt es sich um Achillea millefolium (gemeine Schafgarbe, s. Abb. 1), Aquilegia vulgaris (gemeine Akelei, s. Abb. 1), Plantago lanceolata (Spitzwegerich, s. Abb. 2), Saponaria officinalis (gewöhnliches Seifenkraut) und Vincetoxicum hirundia (weiße Schwalbenwurz). Die botanischen Gärten der Samenherkünfte sind über einen Nord-Süd-Gradienten von Berlin als nördlichsten Punkt und Gijon (Spanien) als südlichsten Punkt verteilt, um einen Klimagradienten zu garantieren. Die Samen wurden im Dezember gesät, im Kühlschrank gelagert, um diese zu Stratifizieren und anschließend für die Keimung in ein Gewächshaus überführt. Ab diesem Zeitpunkt wurden täglich die Keimlinge gezählt, um Keimungsrate und Keimungsgeschwindigkeit zu bestimmen. Schon hier konnten signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Herkünften innerhalb einer Art festgestellt werden.

Keimungsexperiment Achillea millefolium und Aquilegia vulgaris Keimungsexperiment Plantago lanceolata

Abbildung 1: Keimungsexperiment, links Achillea millefolium, rechts Aquilegia vulgaris

Abbildung 2: Keimungsexperiment Plantago lanceolata 

Anschließend wurden die Keimlinge in Einzeltöpfe pikiert und Anfang April ins Freiland überführt. Hier wurden je zwei Replikate, pro Art und Akzession für einen Versuchsblock genutzt. Das Experiment besteht aus insgesamt vier Blöcken, auf denen die Individuen zufällig verteilt sind (siehe Abb. 3 und 4). Ab diesem Zeitpunkt wurden, alle zwei Wochen, Merkmale wie Pflanzengröße, Blattanzahl und Länge des längsten Blattes gemessen und zum Zeitpunkt der Blüte funktionelle Merkmale wie Leaf Dry Matter Content (LDMC, deutsch: Blatt-Trockenmassegehalt) und Specific Leaf Area (SLA, deutsch: spezifische Blattfläche) bestimmt.

Blockdesign des Experimentes Draufsicht auf einen der vier Blöcke mit den Versuchspflanzen

Abbildung 3: Blockdesign des Experimentes

 Abbildung 4: Draufsicht auf einen der vier Blöcke mit den Versuchspflanzen

Neben den funktionellen Merkmalen wurde auch die Phänologie der Pflanzen beobachtet. So wurden beispielsweise für Plantago lanceolata der Tag der ersten Knospe, der Punkt, an welchem der Knospenstand eine Länge von 10cm erreicht hat, und der Tag der ersten Blüte aufgenommen. Hier deuten die ersten Ergebnisse der Beobachtung daraufhin, dass die Herkunft des Saatgutes einen wesentlichen Einfluss auf die Phänologie der Pflanzen hat und die Merkmalsunterschiede vermutlich auch genetisch verankert sind. So bildeten die Plantago-Pflanzen aus Wien als erstes Knospen und Blüten, anschließend die Pflanzen aus Jena und danach die Pflanzen aus Berlin (s. Abb. 5). Diese Beobachtung bestätigt den Stand der Forschung, dass Pflanzen aus südlicheren, wärmeren Regionen eine verfrühte Phänologie im Vergleich zu Pflanzen aus nördlicheren, kühleren Regionen haben. Weitere phänologische Aufnahmen, auch für die anderen Arten, werden im Laufe des Jahres hinzukommen.

Plantago lanceolata Pflanzen vom selben Versuchsblock von den drei Akzessionen

Abbildung 5: Plantago lanceolata Pflanzen vom selben Versuchsblock von den drei Akzessionen; links: Berlin: Knospenbildung und shoot-Phase, Mitte: Jena: in voller Blüte, rechts: Wien: teilweise in Blüte, teilweise verblüht

Im Anschluss an die Datenaufnahme sollen die Daten mit den innerhalb des PhenObs-Projektes gesammelten Daten verglichen werden, um Schlussfolgerungen zu ziehen, inwiefern die Herkunft, der Arten, bei der Diskussion von phänologischen Daten berücksichtigt werden muss.

Die Bachelorarbeit ist Teil eines größeren Projektes, welches bis 2024 weitergeführt werden wird. Es ist besonders relevant, dass das Projekt weitergeführt wird, um zu vermeiden das beobachtete Unterschiede stark von den verschiedenen Keimungszeitpunkten beeinflusst sind. Des Weiteren gehen wir davon aus, dass Arten wie Aquilegia vulgaris und Vincetoxicum hirundia erst im zweiten Jahr zur Blüte kommen werden und so im Jahr 2024 zusätzliche Daten, inklusive „erster Austrieb“ und „Blattentfaltung“ aller Arten, gesammelt werden können. Das vor allem die Daten ab dem zweiten Jahr relevant sind lässt sich auch sehr gut bei den Pflanze KlimaKultur!-"Klimabeeten" beobachten, da auch hier Arten wie die Goldrute und die Skabiose erst ab dem zweiten Jahr blühen und die Daten an Aussagekraft gewinnen, wenn sie nicht mehr vom Zeitpunkt des Auspflanzens beeinflusst werden.

Text und Fotos: Luise Schidlo

Logo Botanischer Garten Berlin
fu logo 188x50
Logo iDiv
Logo Friedrich-Schiller-Universität Jena
Logo Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Logo Universität Leipzig
Logo Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Logo PhenObs
Logo Flora Incognita
Logo Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Logo Climate-KIC
Logo Blühender Campus FU
Logo Blühender Campus FU
 
 
 
 
BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.