01.06.2023 – Nachhaltige Bodenbewirtschaftung im eigenen Garten für Klima und Artenvielfalt

In den letzten Monaten hat sich unser studentischer Mitarbeiter Sebastian Schmidt in Leipzig viel mit dem Thema Boden beschäftigt. Dieses Thema war bei den letzten Fragerunden in Leipzig sehr beliebt. Deshalb hat er jetzt einen kleinen Beitrag dazu für uns geschrieben. Eine ausführliche Version finden Sie unter dem Link am Ende dieses Posts (oder hier).

Im Rahmen unseres Projekts in Leipzig fanden zwei Veranstaltungen zum Thema „Böden“ und „Nachhaltige Bodenbewirtschaftung“ statt. In diesem Blogeintrag möchte ich für die Teilnehmer*innen aller Projektstädte vor allem auf letzteren Aspekt eingehen und berichten, was wir in unseren Veranstaltungen darüber herausgefunden haben.

Vorstellung des Themas Boden
Teilnehmer*innentreffen am 16. März 2023 in der Grünen Schule des Botanischen Gartens der Universität Leipzig zum Thema „Böden“.

Foto: Rolf Engelmann

Der nachhaltige Umgang mit Böden ist integraler Bestanteil einer jeden Klimapolitik, da hierbei eine große Menge Energie eingespart werden kann (z.B. durch eine Reduzierung der Erzeugung und des Austrags von Dünger und Pestiziden) und Böden gleichzeitig als natürliche Kohlenstoffspeicher dienen, also Kohlendioxid in Form von organischer Substanz binden können (Schrumpf/Trumbore, 2011).

Auch kann ein menschlicher Eingriff in dieses sensible System zu einer erheblichen Freisetzung von Treibhausgasen führen, z.B. bei der Trockenlegung von Moorgebieten, oder beim Auftauen von Permafrostböden, die wir z.B. im Norden Sibiriens finden und etwa 25% der Erdoberfläche ausmachen. Weiterführende Artikel diesen Themen finden Sie hier:

Schrumpf, M.; Trumbore, S. (2011): Unser wichtigster Kohlenstoffspeicher: Wie der Boden als dünne Haut der Erde globale Stoffkreisläufe und das Klima beeinflusst. Forschungsbericht 2011 - Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Zuletzt besucht: 8.5.23.

Zimmer, M., Jahn, A. (2021): Wie trockengelegte Moore den Klimawandel anheizen. Spektrum-Podcast. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Schwamborn G. (2014): Zusammenhang zwischen Klimawandel und Permafrost. Helmholtz ESKP. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Bundesregierung (2019): Tauender Permafrost – eine unterschätzte Gefahr für das Weltklima. Archiv. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Da Sie als Projekt-Teilnehmer*innen und Gärtner*innen ebenso ein Stück Boden bewirtschaften und an ökologischen Fragestellungen interessiert sind, ist eine Beschäftigung mit diesem Thema für Sie möglicherweise ebenso relevant, wie die botanischen bzw. phänologischen Aspekte unseres Projekts.

Was ist ein Boden?

Als Boden bezeichnet man den belebten Teil der oberen Erdkruste, der generell nur eine Dicke von wenigen Metern hat. Er ist das Resultat physikalischer und chemischer Verwitterung eines Ausgangsgesteins oder -sediments und seine Eigenschaften hängen von vielen Faktoren der belebten und unbelebten Umwelt ab, wie der Natur des Ausgangsmaterials, des Klimas, des Oberflächenreliefs am Standort, dem Vorhandensein von (Grund)-Wasser, der Tätigkeit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen und natürlich der Zeit. Die aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren resultierenden bodenbildenden Prozesse brauchen in der Regel mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende, um einen ausreichend dicken Boden hervorzubringen, der für den Menschen landwirtschaftlich nutzbar ist.

Querschnitt der Braunerde in einem Waldstück

Eine Braunerde in einem Waldstück bei Freienorla (Thüringen). Erkennbar sind der dunkle, humose Oberbodenhorizont (Ah) mit Streuauflage (L), der verwitterte (v) und durch Oxidation verbraunte B-Horizont und darunter ein verwittertes, lockeres (l) Ausgangssediment (C) mit einem Schichtwechsel (II).


Das Ergebnis dieser langwierigen Prozesse von Materialumwandlung und -verlagerung ist eine horizontale Schichtung des Bodens in Horizonte, die sich in ihrer Zusammensetzung und ihren Eigenschaften substanziell unterscheiden. Eine bestimmte Abfolge von Horizonten ergibt einen Bodentyp. Insgesamt werden in Deutschland 56 Bodentypen unterschieden. Ein Beispiel für einen weitverbreiteten und landwirtschaftlich genutzten Boden ist die Braunerde.

Bodenschutz – auch im eigenen Garten

In Anbetracht der langen Entstehungszeit dieses hochkomplexen Systems ist die Tatsache umso erschreckender, dass es nur einen Bruchteil der Zeit der Bodenentwicklung braucht, um einen Boden in seinen Eigenschaften massiv und irreversibel zu verändern. Überdüngung, der exzessive Gebrauch von Chemikalien und Pestiziden, Bodenverdichtung und -erosion sowie der Eintrag von Schadstoffen können innerhalb von wenigen Jahrzehnten einen irreparablen Schaden an Fauna, Gefüge und Nährstoffhaushalt eines Bodens anrichten. Auch die Versiegelung durch Bebauung und der resultierende Verlust an Natur- und Versickerungsfläche stellt gerade in Zeiten des Klimawandels ein immer größeres Problem dar. Einiges davon findet sich leider auch in Haus- oder Kleingärten, wie z.B. der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger, Bodenerosion durch das Brachliegenlassen oder eine falsche Bearbeitung des Bodens.

 

Botanische Lehrgarten stellt Kompost aus Laub, Gemüseabfälle und kleinere Äste.

Der Botanische Lehrgarten stellt Kompost aus verschiedenem Ausgangsmaterial her. Auf dem linken Bild werden u.a. Laub, Gemüseabfälle und kleinere Äste verwendet, auf dem rechten Bild Pferdemist von der ortsnahen Pferderennbahn.

 

Text und Fotos (falls nicht anders angegeben): Sebastian Schmidt

Wenn Sie mehr zu diesen Themen und unserem Ausflug ins Schulbiologischen Zentrum Leipzig am 11. Mai 2023 erfahren wollen, auf dem unsere Teilnehmer*innen Ideen zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung sammeln konnten, empfehle ich Ihnen die Langversion dieses Artikels, die Sie hier als PDF herunterladen können.

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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