15.12.2023 – Saisonstart: Erste Austriebe 2023-24!

Gerade ist der erste Schnee wieder geschmolzen und schon ist es Zeit auf die Frühjahrsblüher zu achten, die meist schon im Dezember ihre ersten grünen Spitzen zeigen, im Falle des Winterlings sind sogar erste Knospen oder Blüten möglich. Falls in Ihrem Garten auch Schneeglöckchen oder Frühlingsknotenblume zu Hause sind, haben Sie vielleicht bereits deren erste Triebe entdeckt.

Allein aufgrund niedrigeren Temperaturen in diesem Spätherbst, teilweise sogar mit Schneedecke, ist die Wilde Tulpe im Botanischen Garten Berlin in diesem Jahr später dran als 2022, da war der erste Trieb schon am 11. November zu sehen. 11 Tage später erschien das erste Grün in Leipzig, gefolgt von Halle am 27. November und Jena am 30. November. Bis Ende 2022 hatten bereits 30 Teilnehmer*innen Triebspitzen der Tulpen beobachtet (Abb. 1). In dieser Saison wurden uns bis Ende November 2023 noch keine Austriebe gemeldet. Ganz aktuell, am heutigen Vormittag erst entdeckt: eine erste winzige Triebspitze im Berliner Modellbeet.

Der Winterling lies sich 2022 fast einen Monat länger Zeit, dafür erschienen Blatt und Blütenknospen fast gleichzeitig. Bis zum Jahreswechsel gab es immerhin in acht Klimabeeten einen Austrieb zu verzeichnen. Den Startschuss meldete Leipzig am 8. Dezember, über die Feiertage trieb der erste Winterling in Halle am 24. Dezember aus, in Berlin erschienen die ersten Pflänzchen am 2. Weihnachtstag, in Jena kamen diese erst am 2. Januar hinzu. So waren wir in diesem Jahr überrascht, als wir bereits am 22. November im Botanischen Garten Berlin an einem eisigen Morgen den ersten Austrieb der Winterlinge entdeckt haben (Abb. 2). Kurz danach erreichten uns Meldungen aus Klimabeeten in Berlin (27.11.) und in Leipzig (26.11.).

Tulpenaustrieb Winterlingaustrieb

 Abb. 1: Austrieb der Tulpe am 30.11.22 im Botanischen Garten Berlin.

Abb. 2: Austrieb des Winterlings am 22.11.23 im Botanischen Garten Berlin. Die linke Knospe ist hier leider abgebrochen.

Natürlich sind auch wir neugierig, was sich in der ersten Dezemberhälfte auf den Beeten getan hat, besonders seit der Schnee wieder geschmolzen ist. Wir müssen uns hier bis zum nächsten Datenexport am Jahresende gedulden und halten Sie dann natürlich auf dem Laufenden. Einen Überblick der Austriebe für unsere beiden Frühjahrsblüher in der letzten Saison haben wir in einer kleinen Tabelle zusammengefasst:

Austrieb der Wilden Tulpe im Winter 2022/23

(Stand: 30.11.2023)

   Frühester erster Austrieb Mittlerer erster Austrieb
Berlin  11.11.2022 6.1.2023
Halle  27.11.2022 1.1.2023
Jena  30.11.2022 4.1.2023
Leipzig  22.11.2022 29.12.2022
Anzahl der Austriebe bis Ende 2022  30
Winter 2023/24: Anzahl der Austriebe bisher  0
 

Austrieb des Winterlings im Winter 2022/23

(Stand: 30.11.2023)

   Frühester erster Austrieb Mittlerer erster Austrieb
Berlin 26.12.2022 (dieses Jahr schon am 22.11.2023!) 1.2.2023
Halle  24.12.2022 22.1.2023
Jena  2.1.2023 29.1.2023
Leipzig 8.12.2022 (dieses Jahr schon am 26.11.2023!) 30.1.2023
Anzahl der Austriebe bis Ende 2022  8
Winter 2023/24: Anzahl der Austriebe bisher
 3
 
Tulpenblüte Winterlingblüte

Abb. 3: Hier öffnen die Wilden Tulpen am 19.4.2023 im Botanischen Garten Berlin gerade ihre Blüten, etwa 4,5 Monate nach dem Austrieb am 30.11.2022.

Abb. 4: Im vergangenen Jahr blühten die Winterlinge im Botanischen Garten schon am 1.2.2023, nur einen Monat nach dem Austrieb am 5.1.2023. Hier sehen die Blüten wegen des Regens noch geschlossen aus, sind aber voll entwickelt und gelten somit als geöffnet.

Wie auf dem oberen Bild zu sehen ist, erscheinen die Blüten der Winterlinge zusammen mit dem ersten Trieb. Das sind genau genommen zunächst nur die Hochblätter, die wie ein Kelch die Blüten umrahmen, die "richtigen" Laubblätter erscheinen erst ein paar Wochen später. Wir hoffen natürlich alle, dass die Winterlinge im zweiten Projektjahr in den meisten Klimabeeten auch ihre Blüten zeigen. In der letzten Saison haben sie in 65 % der Beete gar nicht geblüht.

Je nach Wetter können sie auch einige Woche in Knospenlage verharren und breiten erst an Sonnentagen im Januar ihre Blütenblätter richtig aus und sind bereit für ihre Bestäuber. Bei Kälteeinbrüchen können sie sich jederzeit wieder schließen und fungieren damit auch manchmal als Schutz für kleine Insekten, die sich von den Blütenblättern quasi einschließen lassen bis die Temperaturen wieder angenehmer und die wechselwarmen Tiere wieder bewegungsfähig sind. Achtung beim Monitoring: Wenn Narben und Staubblätter entwickelt sind, gelten die Blüten als geöffnet, auch wenn sich die gelben Blütenblätter als Kältschutz wieder über ihnen zusammengeneigt haben (Abb. 4, 6). Winterlinge vermehren sich übrigens auch vegetativ sehr gut, so dass sie gar nicht auf Bestäuber angewiesen sind, auch die Möglichkeit der Selbstbestäubung sichert den Fortbestand dieser Art.

Die Wilden Tulpen verfolgen eine völlig andere Strategie: Hier lassen die Blüten auf sich warten bis im April tatsächlich der Frühling eingekehrt ist und eine Vielzahl potentieller Bestäuber unterwegs ist (Abb. 3, 5).

Hier eine Zusammenfassung des Blühbeginns im Frühjahr 2023 für beide Arten:

Blühbeginn der Wilde Tulpe 2023
  Frühster Blühbeginn Mittlerer Blühbeginn
Berlin 9.4.2023 21.4.2023
Halle 15.4.2023 16.4.2023
Jena 12.4.2023 18.4.2023
Leipzig 6.4.2023  13.4.2023
 
Blühbeginn des Winterlings 2023
  Frühster Blühbeginn Mittlerer Blühbeginn
Berlin  7.1.2023  30.1.2023
Halle  14.1.2023  28.1.2023
Jena  19.1.2023  3.2.2023
Leipzig  11.1.2023  5.2.2023
 
Tulpenblüte Winterlingblüte
Abb. 5: Eine Woche später, am 26.4.23, sind die Blühblätter voll gefärbt. Abb. 6: 6.2.23: Schnee und Eis können den Blüten der Winterlinge zwar nichts anhaben, bestäubt werden sie bei dieser Witterung aber auch nicht.

 

Fotos: Wayne Schmitt und Birgit Nordt

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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