04.01.2024 – Neujahrsrundgang im Botanischen Garten Berlin

Viele denken beim Winter an eine Jahreszeit, in der alles, wenn nicht weiß, dann braun und grau ist. Das mag im Großen und Ganzen richtig sein, aber auch im Winter lassen sich Farbtupfen entdecken, die an den bevorstehenden Vorfrühling erinnern. Manche Früchte überdauern fast den ganzen Winter an den Zweigen, erste Winterblüher liefern Farbakzente und selbst Knospen können leuchtend rot daher kommen.

Zum Jahresbeginn nimmt Sie Wayne Schmitt an einem grauen Tag auf einen kleinen virtuellen Rundgang durch den Botanischen Garten Berlin mit.

Winterknospen und Austrieb

Winterknospen der Pfingstrose
Austrieb der Frühlings-Knotenblume Aronstab Blattentfaltung

Von links nach rechts, oben nach unten: Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum), Orient-Aronstab (Arum orientale).

Einige Pflanzen ziehen sich im Winter komplett zurück (Geophyten), aber andere bleiben in dieser Zeit noch teilweise sichtbar (Hemikryptophyten). Zum Beispiel, die Fremdartige Pfingstrose (Paeonia peregrina) bildet im Herbst knallrote Winterknospen, die bis zur Frühlingswärme verbleiben.

Man findet jedoch bereits ausgetriebene Geophyten im Garten. Deren Spitzen stechen durch das Laub, wie das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) oder Frühlings-Knotenblume (Leucojum vernum). Andere haben sogar schon völlig entfaltete Blätter, wie dieser Aronstab (hier Arum orientale).

Immergrüne

Sadebaum Stechpalme

Sadebaum (Juniperus sabina)

Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium)

Manche Arten bleiben trotz der Kälte grün. Die meisten Koniferen (wie Kiefern, Tannen und Fichten), der Sadebaum (Juniperus sabina) und die Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium) sind gute Beispiele dafür. Diese Pflanzen können das ganze Jahr über einzelne Blätter oder Nadeln abwerfen, aber gleichzeitig wachsen neue wieder nach, und sie lassen nicht alles auf einmal abfallen wie laubwerfende Arten.

Seneszenz

Zwergmispel Griffel-Rose
Sand-Lotwurz Schliff

Von links nach rechts, oben nach unten: Wards Zwergmispel (Cotoneaster wardii), Griffel-Rose (Rosa stylosa), Sand-Lotwurz (Onosma arenaria), Schilf (Phragmites australis).

Obwohl Ward's Zwergmispel (Cotoneaster wardii) teilweise immergrün ist, verfärben sich im Laufe der Zeit dennoch einige Blätter, welche mit hohem Kontrast zu den grünen Blättern einen schönen Eindruck erzeugen. Andere Pflanzen behalten ihr Laub einfach länger, wie beispielsweise die abgebildete Griffel-Rose (Rosa stylosa), bei der man noch ein paar gelbe und grüne Blättchen finden kann.

Aber nicht alles was braun ist, ist gleich hässlich. Die Sand-Lotwurz (Onosma arenaria) hat eine schöne fusselige Textur der alten Blütenstände und ist in Deutschland als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. An einem Teich kann man eine kurze Pause machen und dem Geräusch des bewegten Schilfs (Phragmites australis) in der Brise lauschen.

Früchte

Schneeball Sanddorn

Birkenblättriger Schneeballs (Viburnum betulifolium)

Gemeiner Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Bis zum Frühling überdauern Früchte an diversen Sträuchern und Bäumen. Die roten bzw. orangefarbenen Steinfrüchte des Birkenblättrigen Schneeballs (Viburnum betulifolium) und des Gemeinen Sanddorns (Hippophae rhamnoides) leuchten vor den dunklen Hintergründen und bieten verschiedenen Vögeln eine Futterquelle.

Blüten

Zu guter Letzt gibt es im Januar auch blühende Pflanzen im Botanischen Garten. Manche sind Nachblüten vom letzten Jahr, andere fangen im Gegenteil jetzt erst an zu blühen. Sowohl die krautigen Pflanzen als auch die Gehölze bringen viel Farbe in den Garten.

Christrose Hohe Schlüsselblume
Echte Schlüsselblume Stängellose Schlüsselblume
Gelbe Skabiose Armenische Ehrenpreis
Schneeheide Vielblütige Heide

Von links nach rechts, oben nach unten: Christrose (Helleborus niger), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), Echte Schlüsselblume (Primula veris), Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Armenischer Ehrenpreis (Veronica armena), Schneeheide (Erica carnea) und die Vielblütige Heide (Erica multiflora).

Die Blüten der krautigen Pflanzen sind in dieser Jahreszeit seltener als im Sommer, aber man findet jedoch etwas hier im Botanischen Garten. Die Christrose (Helleborus niger) entwickelt jetzt Blütenknospen die durch das Laub wachsen. An unterschiedlichen Stellen blühen verschiedene Primeln wie die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Echte Schlüsselblume (Primula veris) im Arzneigarten und die Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris) in der Pflanzengeographie an der Grenze zwischen Europa und Kleinasien. Die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca) blüht auch immer noch nach, eine gefährdete Art in Deutschland. Vielleicht sehen Sie hier die Ähnlichkeiten der Blütenform mit unserer Projektart, der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), die mit ihr verwandt ist. Obwohl der Armenische Ehrenpreis (Veronica armena) auf mehreren Webseiten als frühjahrs- oder frühsommersblühend gelistet ist, sehen wir im Garten, dass einige Pflanzen vom Skript abweichen. Mit einem Namen wie Schneeheide (Erica carnea) ergibt es ja Sinn, dass man diese Pflanzen an mehreren Stellen im Garten in dieser Jahreszeit blühend findet. Auch die verwandte Vielblütige Heide (Erica multiflora), deren Blütezeit stark vom Niederschlag geprägt ist, blüht an einem Ort im Garten.

Europäischer Stechginster Winter-Jasmin
Duftender Schneeball Haselnussstrauch

Von links nach rechts, oben nach unten: Europäischer Stechginster (Ulex europaeus), Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum), Duftender Schneeball (Viburnum farreri), Haselnussstrauch (Corylus avellana).

Bei den Gehölzen findet man gerade im Garten die gelbe Blüte des Europäischen Stechginsters (Ulex europaeus) und des Winter-Jasmins (Jasminum nudiflorum) gerade im Garten. Der Duftende Schneeball (Viburnum farreri) ist oft eines der ersten Gehölze, die im Garten blühen. Der Haselnussstrauch (Corylus avellana) hat bereits männliche Blütenstände entwickelt, an manchen Exemplaren sind diese sogar schon geöffnet und entlassen ihre Pollen in den Wind - Allergiker werden das bereits merken.

Text und Fotos: Wayne Schmitt

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.