Der Deutsche Wetterdienst (DWD) liefert nicht nur den täglichen Wetterbericht, sondern auch die Zeit. Die sogenannten phänologischen Jahreszeiten orientieren sich statt am Kalender an bestimmten Kennarten, deren Blütezeit, Fruchtreife oder auch Laubfärbung die jeweiligen Phasen kennzeichnen.
Wie das funktioniert erläutert uns Bruno Liebenberg, studentische Hilfskraft am iDiv:
Wussten Sie, dass der Winter bereits vorbei ist? Der astronomische Winter dauert zwar noch etwa zwei Monate an, aber nach der Phänologie hat die Jahreszeit des Vorfrühlings begonnen, eingeläutet von der Blüte der Hasel. Außerdem sind bald die Blüte des Schneeglöckchens und der Sal-Weide zu beobachten. Die Beobachtungen dazu werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gemacht. Der 1952 gegründete Dienst ist für die Beobachtung und Überwachung von Wetter- und Klimaereignissen zuständig und gewährleistet so die Sicherheit der Verkehrswege, aber auch der allgemeinen Bevölkerung. Der DWD ist die zentrale Stelle für alle Wettermeldungen und Unwetterwarnungen in Deutschland und auch international tätig, zum Beispiel in der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Auch Forschung zum Klimawandel und zu der Phänologie der Pflanzen wird beim DWD betrieben.
So betreibt der DWD einen Phänologischen Garten im Wetterpark Offenbach. Teil dieses Gartens ist die Phänologische Uhr, wo an Pflanzen selbst veranschaulicht wird, in welcher Phase und Jahreszeit wir uns befinden. So beginnt momentan das Phänologische Jahr mit der Haselblüte und wird im November mit dem Blattfall der Stieleiche enden. Wobei es nicht jedes Jahr gleich ist. Wann die Hasel blüht, ist abhängig vom Ort und dem momentanen Wetter. Aber eben auch von Veränderungen im Klima. Fast alle Ereignisse haben sich die letzten Jahrzehnte über verschoben, vor allem ist aber der phänologische Winter betroffen.
Abb. 1: Phänologische Uhr für 2023 (Quelle: Deutscher Wetterdienst) |
Abb. 2: Phänologischer Garten im Wetterpark Offenbach (Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer diba, CC 2.0) |
An der Uhr lässt sich ablesen, mit welchem Ereignis eine Jahreszeit beginnt, wann sie beginnt und wie viele Tage sie andauert. Dabei können es die Daten eines Jahres (innerer Ring) oder der durchschnittliche Wert über mehrere Jahre (äußerer Ring) sein. Der Vergleich zeigt, wie sich Klimaveränderungen auf die Entwicklung der Pflanzen auswirkt. So blühte die Hasel letztes Jahr fast einen Monat früher als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte. Da auch der Blattfall der Stieleiche immer später stattfindet, wird der phänologische Winter immer kürzer. Dabei ist zu beachten, dass die hier gezeigte Phänologische Uhr den Durchschnitt aller Erfassungen in ganz Deutschland darstellt.
|
|
Abb. 2: Phänologische Karte (Quelle: Deutscher Wetterdienst) |
Abb. 3: Haselblüte im Tiergarten (Foto: Bruno Liebenberg) |
Dafür betreibt der DWD ein Beobachtungsnetz, bestehend aus Mitarbeiter*innen und Freiwilligen. Auf der Karte sind viele dieser Beobachtungsstellen zu sehen, die schon die Blüte der Hasel gemeldet haben. Die Ortsunterschiede sind gut zu erkennen, so gab es die ersten Beobachtungen bereits Ende Dezember, während hier in Berlin die Hasel seit etwa einer Woche blüht. Insgesamt gibt es etwa 1.200 ehrenamtliche Beobachter*innen, es werden jedoch noch mehr gesucht. Für Interessierte gibt es am Ende des Artikels die relevanten Links.
Neben dem Beobachtungsnetz gibt es seit 2018 eine Kooperation mit naturgucker.de, einer Webseite zur Erfassung verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Hier besteht die Möglichkeit, ähnlich wie bei Pflanze KlimaKultur! verschiedene Wachstumsphasen im Internet oder per App zu erfassen. Beim DWD ist die phänologische Erfassung Teil der WarnWetter-App. Hierfür ist die Vollversion der App benötigt, die einmalig 2,49 € kostet. Frei zugängliche ist die Erfassung über die naturgucker.de Webseite, entweder mit Login oder als Gast. Es werden sowohl Wildpflanzen & Obst als auch landwirtschaftliche Kulturen beobachtet. Der Fokus liegt auf den Arten, welche die phänologischen Jahreszeiten einläuten, jedoch können Meldungen über jegliche Arten und Wachstumsphasen gemacht werden. Neben dem Blühbeginn können auch Phasen wie Blattentfaltung und Fruchtreife in der App erfasst werden. Wichtig bei der Erfassung ist, das Datum, den Ort und, wenn möglich, ein Foto des Merkmals beizufügen. Nun ist die Meldung aufgegeben. Was aber geschieht weiterhin mit den Daten? Die Meldung sollte innerhalb kurzer Zeit auf der Seite „Pflanzenmeldungen“ zu sehen sein. Hier sind alle Meldungen in ganz Deutschland innerhalb des letzten Monats zu sehen. Auch diese Daten sollen in die phänologischen Beobachtungen des DWD einfließen, in einigen Jahren zumindest. Denn noch ist die Erfassung von einigen Ungenauigkeiten begleitet. So werden am Wochenende mehr Beobachtungen gemacht, wenn mehr Menschen auf Spaziergängen und Wanderungen sind. Und die meisten Beobachtungen sind in bevölkerungsreichen Regionen. Doch bietet die App zum Beispiel den Vorteil, dass Pflanzenarten erfasst werden, die sonst nicht in den Beobachtungen vorkamen. Der DWD freut sich also in jedem Fall über jede weitere Person, die Spaß an Phänologie hat und ihre Beobachtungen in der App oder über naturgucker.de teilt. Und über jede Person, die sich für die ehrenamtliche Beobachtung interessiert.
|
|
Abb 4: Screenshot der WarnWetter App (Quelle: Deutscher Wetterdienst) |
Text: Bruno Liebenberg
Abbildungen: Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Wetterdienstes (s. Quellenvermerke)
Weitere Links
Phänologie bei naturgucker.de: https://www.naturgucker.info/vielfalt-studieren/naturguckermonitoring/phaenologie-mit-dwd
https://naturgucker.de/natur.dll/sZoLwVLAKkcsXnXdIHabd78ppzi/
Beobachtungen in der WarnWetter-App: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/pflanzenmeldungen/pflanzenmeldungen_node.html
Mehr zur Phänologischen Uhr: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/produkte/phaenouhr/phaenouhr.html
Mehr zur Phänologie beim DWD: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/produkte/produkte_node.html
Ehrenamtliche Beobachter*in für den DWD werden: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/daten_deutschland/beobachtersuche/phaenologische_beobachtungen.html