11.03.2024 – Frühlingsspaziergang durch den Botanischen Garten Jena

In der Fortsetzung unserer Serie zur Phänologie in Botanischen Gärten nimmt uns Luise mit auf einen virtuellen Rundgang durch den Botanischen Garten Jena. Hier wird es schon bunt! Unter anderem blühen bereits Hyazinthen, Forsythien, Magnolien und Narzissen. Andere Frühblüher wie Winterlinge und Schneeglöckchen sind bereits verblüht und beginnen mit der Fruchtbildung. Ein Besuch im Alpinum ist auch eine gute Gelegenheit, andere Pflanzen beim Blühen und Austreiben zu beobachten.

Draußen scheint die Sonne, die Vögel zwitschern und alles beginnt zu sprießen und zu blühen. Die beste Zeit, um nach draußen zu gehen und die Natur zu genießen. Gerade der Besuch im Botanischen Garten Jena lohnt sich.
Als erstes fallen einem hier die vielen bereits blühenden Pflanzen ins Auge. So blüht neben den allbekannten Frühblühern wie den Primeln (Primula spec., Primula veris), Veilchen (Viola spec.), Blausternen (Scilla spec.) und Hyazinthen (Hyacinthus spec.) bereits auch die Forsythie (Forsythia spec.).

Von links nach rechts, oben nach unten: Stängellose Schlüsselblume (Primula vulgaris), Echte Schlüsselblume (Primula veris), Duftveilchen (Viola odorata), Blaustern (Scilla spec.), Hyazinthe (Hyacinthus orientalis), Goldglöckchen (Forsythia x intermedia 'Lynwood')

Frühblüher bringen oft die ersten Farbtupfer in die noch graue Winterlandschaft. Dabei ist interessant zu wissen, dass sich lediglich die wilden Arten der Frühblüher noch per Samenbildung fortpflanzen. Viele der gezüchteten und gekreuzten Varianten vermehren sich lediglich durch die Bildung von Tochterzwiebeln. Stehen die Frühblüher über weitere Flächen, auch mit Abstand verbreitet, deutet dies auf wilde Pflanzen mit Samenbildung hin. Diese Samen werden durch Tiere (Zoochorie) und den Wind (Anemochorie) verbreitet, wodurch größere Abstände zwischen den Individuen erreicht werden können. Die Fruchtbildung bei Frühblühern lässt sich im Botanischen Garten Jena, gerade besonders gut beim Gewöhnlichen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und beim Winterling (Eranthis hyemalis) beobachten.1

 Gewöhnliches Schneeglöckchen
(Galanthus nivalis)

 Winterling
(Eranthis hyemalis)

Auch ein Rundgang durch das Alpinum lohnt sich. Hier kann bereits der erste Austrieb bei der Anemonen-Schmuckblume (Callianthemum anemonoides) sowie bei der weißen Jochlilie (Zigadenus elegans) beobachtet werden. Ebenso treibt das Zwerg-Seifenkraut (Saponaria pumila) aus, welches eng verwandt mit unserer Projektpflanze, dem Gewöhnlichen Seifenkraut (Saponaria officinalis), ist. Bei diesem lassen sich derzeit ebenfalls die ersten Blattentfaltungen nach frischem Austrieb beobachten.

Von links nach rechts: Anemonen-Schmuckblume (Callianthemum anemonoides), Jochlilie (Zigadenus elegans), Zwerg-Seifenkraut (Saponaria pumila)

Die ersten Blüten lassen sich auch bei den Pflanzen im Alpinum beobachten. So stehen der Elfenbein-Steinbrech (Saxifraga x apicuata 'Alba') und die Reifrock-Narzisse (Narcissus bulbocoides) bereits in voller Blüte. Ebenso öffnet das bithynische Blaukissen (Aubrieta olympica) bereits seine Blüten. Blaukissen eignen sich besonders gut, um Steingärten Farbe zu verleihen.

Von links nach rechts: Elfenbein-Steinbrech (Saxifraga x apicuata 'Alba'), Reifrock-Narzisse (Narcissus bulbocoides), Bithynisches Blaukissen (Aubrieta olympica)

Große Variabilität im Knospen- und Blütezeitpunkt lässt sich bei der Magnoliensammlung beobachten. Besonders typisch für Magnolien ist, dass die Blüten endständig an den Zweigen sitzen. Die Knospenbildung und das Erblühen erfolgen meist, bevor Blätter gebildet werden. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. So gibt es bei Magnolien auch immergrüne Arten, wie zum Beispiel die großblütige Magnolie (Magnolia grandiflora). Diese hat große grün-glänzende Blätter und bereits kleine angelegte Knospen. Ganz pelzig sehen hingegen die noch geschlossenen Knospen der in Deutschland am weitesten verbreiteten Magnolie, der Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana), aus. Diese werden durch zwei Hochblätter umhüllt, welche fein behaart sind. Die Knospen der Apothekermagnolie (Magnolia officinalis var. biloba) entfalten langsam ihre Blätter. Bereits vollständig geöffnete Blüten lassen sich bei der Stern-Magnolie (Magnolia stellata) beobachten.

Von links nach rechts: Großblütige Magnolie (Magnolia grandiflora), Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana), Apothekermagnolie (Magnolia officinalis var. biloba), Stern-Magnolie (Magnolia stellata)

 

Achtung Verwechslungsgefahr!

Was hier zunächst aussieht wie eine Erdbeere, ist tatsächlich das Kleinblütige Fingerkraut. Eine krautige Art, die zwischen März und Mai ihre Blüten entfaltet und als Frucht kleine Nüsschen bildet. Als Synonym für das Kleinblütige Fingerkraut wird auch Potentilla fragaria verwendet. Fragaria leitet sich hierbei vom Gattungsnamen der Erdbeere ab. Falls Sie also auf den ersten Blick an eine Erdbeere gedacht haben, sind Sie definitiv nicht allein!

Kleinblütiges Fingerkraut (Potentilla fragaria)

 

 

Text und Fotos: Luise Schidlo

Quellen:
1. https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/fruehblueher-verwildern-vermehren-pflegen-100.html, Zugriff: 11.03.2024

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.