28.09.2023 – Insektenhotels, was sie können und was bei der Auswahl des richtigen Hotels zu beachten ist

Bald beginnen in den ersten Bundesländern die Herbstferien und vielleicht haben Sie Interesse, in dieser Zeit zusammen mit Ihren Kindern oder Enkeln ein Insektenhotel zu bauen. Für dieses Thema intessieren sich unsere studentischen Mitarbeiter*innen in Halle ganz besonders. Linda Boockmann informiert hier rund um das Thema und gibt Tipps, auf was man beim Bau achten muss, welche Materialien sich eignen und mit welchen Bewohnern zu rechnen ist. Auf die Größe kommt es übrigens nicht an, auch auf Balkonen kann man kleine Nisthilfen installieren.

Das Thünen Institut hat übrigens einen tollen Ratgeber zur Bestimmungshilfe von Wildbienen und Wespen in Nisthilfen herausgebracht. Hier können Sie nachschlagen, wenn Sie genau wissen wollen, wer bei Ihnen eingezogen ist: https://wildbienen.thuenen.de/fileadmin/nisthilfen/Publikationen/Wildbienen_und_Wespen_in_Nisthilfen_Bestimmungsschl%C3%BCssel.pdf.

Nun kommt aber erstmal Linda zu Wort:

Was sind Insekten Hotels, wie sind sie aufgebaut?
Ob groß oder klein, eckig oder rund, hängend oder stehend, Insektenhotels schmücken mittlerweile viele unserer Gärten. Doch wofür sind sie überhaupt da? Wozu werden sie genutzt? Und worauf ist zu achten bei der Wahl des richtigen Insektenhotels? Diesen spannenden Fragen wollen wir in diesem Post auf den Grund gehen.

Ein summender Hotspot im Garten für Insekten, das Insektenhotel. Insekten haben zahlreiche Brutstrategien und Vorlieben für Nistplätze entwickelt. Einige von ihnen haben sich dabei ganz besonders auf Röhren- und Höhlenförmige Gebilde spezialisiert. Dazu zählen einige Wildbienenarten wie Anthophora plumipes (Frühlingspelzbiene), Osmia bicornis und Osmia cornuta (Rote- und Gehörnte Mauerbiene). Aber auch andere Insekten wie Trypoxylon figulus (Töpfergrabwespe), Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer nisten gerne in Pflanzenstängeln oder Löchern in Wänden. Ein Insektenhotel soll genau diese, natürlich vorkommenden, Nistmöglichkeiten nachbilden und den Insekten unter die Arme greifen.

Dabei handelt es sich zumeist um Holzkonstruktionen, in denen zahlreiche Materialen und Strukturen wie zum Beispiel mit Löchern versehene Baumscheiben, Bambus Stängel oder auch Steine verarbeitet sind (Abb.1, Abb. 2). Sie können sich in Größe, Material und Anbringung unterscheiden und je nach Komposition für unterschiedliche in Röhren nistende Insekten attraktiv sein. Einige Beispiele können sie in den Abbildungen sehen.

Insektenhotels Insektenhotel
Abbildung 1: Insektenhotel mit Pflanzenstängeln, Stroh und Holzblöcken bei Kröllwitzbrücke (Halle)
(Tipp: der Kaninchendraht schützt die Insekten vor Vögeln)
Abbildung 2: Insektenhotel im Garten meines Onkels, ebenfalls mit unterschiedlichen Materialien und Nistmöglichkeiten für Insekten

 

Wofür können sie genutzt werden?
Privater gebrauch
Doch nicht nur die Insekten selbst profitieren von den Insektenhotels. Auch diejenigen, die sich für die Anbringung eines solchen Hotels in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon entscheiden, können daran viel Freude finden. Jung und Alt können dabei beobachten wie die fleißigen Bienen sich für eine passende Niststelle entscheiden und nach der Eiablage die verschiedenste Nistmaterialien wie Blätter (Abb.3), Pflanzenwolle, Harz oder Lehm zu ihren Niströhren transportieren, um damit den Eingang zu versiegeln bis es für den Nachwuchs an der Zeit ist auszufliegen. Auch Brutparasiten lassen sich an gut besuchten Insektenhotels finden, wobei die meisten ihre eigenen Eier, zu denen der Wildbienen legen, welche nach dem Schlupf dann vom mühsam gesammelten Pollenproviant des eigentlichen Nachwuchses leben.

Blattschneiderbienen
 Abbildung 3: Auf frischer Tat erwischt! Hier waren die Blattschneiderbienen (Megachile) am Werk



Nutzung im Naturschutz
Dabei erfüllen die Insektenhotels aber auch eine wichtige Rolle für den Naturschutz. Durch die starken Eingriffe des Menschen in die Natur mangelt es an geeigneten Nistplätzen, da zum Beispiel verblühte Pflanzen in Wiesen und Gärten entfernt oder abgemäht zu werden. Doch die Stängel dieser Pflanzen werden von den Bienen und anderen Insekten dringend gebraucht. Ähnlich verhält es sich mit Totholz oder maroden Mauerwerken. Egal ob auf dem Land oder in der Stadt, mit der Wahl für ein Insektenhotel oder einer Nisthilfe (siehe Robins Artikel), kann man den lokalen Population helfen sich zu etablieren und zu einer speziesreichen Insekten Fauna beitragen. Zusätzlich unterstützen kann man die bestäubenden Insekten auch mit einem geeigneten Blühangebot (siehe https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/20386.html für Inspirationen zu bienenfreundlichen Pflanzen)

Nutzung in der Wissenschaft
Neben dem privaten Gebrauch von Insekten Hotels werden sie aber auch für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt. Mit sogenannten Trap Nests (zu Deutsch: Nest-Fallen) können Fragestellungen zu Biodiversität, Nahrungsketten, Parasitismus und Mortalität untersucht werden. Beispielsweise das Citizen Science Projekt „URWIBIE“ (https://urwibie.wixsite.com/urwibie), initiiert durch die Abteilung der Allgemeinen Zoologie der Uni Halle, setzte Trap Nests (Abb.4) ein, um in den Städten Leipzig und Hamburg Daten zu sammeln und so mehr über höhlennistende Insekten in urbanen Räumen zu erfahren. Aus den Ergebnissen können im Anschluss Maßnahmen konzipiert werden, mit denen sich Städte insektenfreundlicher gestalten lassen.

Trap Nest
 Abbildung 4: Trap Nest des „URWIBIE“ Projektes der Zoologie Uni Halle, bestehend aus einem Stück Plastikrohr und 80-100 Bambusstängeln (ganz einfach zum Nachbasteln)



Was ist unbedingt zu beachten Falls Sie nun Lust haben, selbst ein Insektenhotel in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon zu installieren folgen nun noch einige Dinge, die es zu beachten gibt, damit das Hotel auch ein voller Erfolg wird?
Ein wichtiger Aspekt ist die Tiefe der Niströhren. Leider sind viele in Baummärkten erhältliche Insektenhotels ungeeignet, da die Niströhren zu kurz sind (ca. 10cm – 15cm sind empfohlen). Weiterhin sollten die Eingänge der Niströhren glatt geschliffen sein, damit sich die Tiere beim Hereinkommen nicht verletzen. Die Röhren sollten zu dem auch in ihrem Durchmesser variieren, da unterschiedliche Tiere auch verschiedene Vorlieben für die Größe ihrer Niströhre haben. Auch die Positionierung ist von Bedeutung, das Hotel sollte nicht zu sehr im Schatten stehen und außerdem gegen Regen geschützt sein. Weitere Informationen, sowie Bauanleitungen finden Sie auf https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/13704.html. Wenn diese Dinge beachtet werden, steht dem eigenen Insektenhotel nichts mehr im Weg!

Einige weitere Impressionen können Sie in folgenden Abbildungen sehen:

Insekthotel im BG Halle Insekten Hotel im BG Jena

 Abbildung 5: Mini-Hotel im botanischen Garten Halle

 Abbildung 6: Insektenhotel im botanischen Garten Jena
 Abbildung 7: Diese junge Biene bereitet sich auf ihren ersten Flug vor

 Abbildung 8: Ich und ein Osmia Männchen, das auf der Suche nach Nahrung (und Weibchen) eine kleine Verschnaufpause auf meinem Finger benötigte


Angst braucht man vor den kleinen Gartenhelfern übrigens nicht zu haben, wenn man respektvoll mit ihnen umgeht, dann können großartige Freundschaften entstehen!

Text und Fotos: Linda Boockmann

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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