29.11.2023 – Waldbrände und ihre Folgen

Im November denken viele von uns vielleicht nicht an Waldbrände, aber ein Blick auf eine Waldbrandkarte zeigt, dass sie auch in dieser Jahreszeit Flächen wichtiger Waldökosysteme zerstören. In Westaustralien zum Beispiel erleben sie gerade eine ungewöhnliche Hitzewelle und ein Waldbrand hat letzte Woche mehrere Häuser und 1500 Hektar zerstört. In diesem Artikel berichtet unser studentischer Mitarbeiter Tim Kortekamp über die Folgen von Waldbränden für Wälder und Forsten. Über einige Links können Sie auch selbst verfolgen, wo es jetzt brennt.

Obwohl es in unseren Gefilden so langsam kälter wird und wir bei Schnee und Regen zumeist nicht mehr an den heißen Sommer denken, so sind doch auch in diesem Jahr wieder Waldbrände aufgetreten. Wir haben von Bränden in Griechenland und Portugal in den Nachrichten gehört, letztes Jahr brannte es in der Sächsischen Schweiz und Brandenburg hatte 2022 bundesweit die meisten Waldbrände zu verzeichnen. Durchschnittlich verbrennen jedes Jahr in Deutschland 847 Hektar Waldfläche. 2020, 2021 und 2023 waren Jahre mit deutlich geringeren Verlusten, wobei 2022 mit über 3.000 Hektar ein überdurchschnittliches Waldbrandjahr war.

Unter folgendem Link finden Sie die aktuelle Lage im EFFIS – dem Europäischen Waldbrand-Informationssystem: → https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis_current_situation/

  • aktivieren Sie unter „ACTIVE FIRES“ die Kästechen „MODIS“ und „VIIRS“ (das sind verschiedene Quellen), um aktuelle Waldbrände bzw. Wildfeuer anzuzeigen
  • aktivieren Sie „FIRE DANGER FORECAST“, um die aktuelle Feuerwetter-Vorhersage anzuzeigen

Auch gerade finden sich noch aktive Feuer. Besonders im Mittelmeerraum an der spanischen Küste, dem Atlasgebirge und in Anatolien sowie den griechischen Inseln. Oder schauen Sie außerhalb Europas, z.B. im Norden Brasiliens, in der Sahelzone oder an Australiens Westküste Nähe Perth.

EFFIS forecast 2023 08 11
EFFIS-Karte mit Wildfeuern der letzten 7 Tage (bis 28.11.2023)

Die selbe Karte, mit Überlagerung der Feuerwetter-Vorhersage für Kalenderwoche 33 (Mitte August 2023)

→ grün = geringe Wildbrandgefahr

→ orange bis rot = hohe Wildbrandgefahr

Quelle: Europäisches Waldbrandinformationssystem (Europäische Kommission/Copernicus)

(Grundkarte: © MapTiler © OpenStreetMap contributors)

Ein klimaresistenter Wald ist mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen. Im gesunden Zustand verfügen Wälder über eine Anpassungsfähigkeit an Temperaturschwankungen, sich ändernde Niederschlagsmuster und andere Umweltbelastungen und sichern gleichzeitig das Überleben der dort lebenden Flora und Fauna. Millionen von Kleinstlebewesen, tausende von Insekten und eine große Fülle weiterer Tiere ist auf die Bereitstellung von Nahrung, Lebensraum und Schutz durch den Wald angewiesen. Durch schnelle Änderungen im Mikroklima oder in der Zusammensetzung des Waldes durch Zerstörung kann die Bereitstellung dieser Funktionen beeinträchtigt werden.

In einer Welt, in der wir und die Natur mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben, stellen Wälder und Forsten wichtige ökologische Funktionen bereit und wirken als ökologische Puffer. Daher ist es im Hinblick auf das sich ändernde Klima und zukünftige klimatische Extremereignisse wichtig unsere Wälder und Forsten klimaresilient umzubauen und für die Zukunft fit zu machen.

Durch das Verbrennen organischer Materie lebender Bäumen sowie von Totholz wird in den Pflanzenzellen gebundener Kohlenstoff in Form von CO2 freigesetzt. Damit verliert der Wald seine Funktion als Kohlenstoffsenke und das einst gespeicherte Kohlenstoffdioxid gelangt wieder in die Atmosphäre, wo es den Treibhauseffekt bewirkt.

In diesem Zusammenhang stehen Waldbrände als besonders im Sommer auftretende Extremereignisse im Mittelpunkt. Sie bewirken tiefgreifende Veränderungen in den Waldökosystemen. Waldbrände verändern die Phänologie und das Mikroklima der Wälder und stören so ihr Gleichgewicht. Die bei Waldbränden entstehende Hitze kann den Zeitpunkt des Austriebs, der Blüte und des Seneszenzbeginns der Blätter erheblich beeinflussen und damit den gesamten Lebenszyklus der Bäume und auch krautiger Arten am Boden beeinträchtigen.

Waldbrand Paulsdorfer Heide Luarpixel CC4.0

Schäden nach einem Waldbrand in der Nähe von Perth (Australien), 2022

Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer Calistemon, CC 4.0

Ca. 30 m2 verbrannte Humusauflage und bodennahe Vegetation in der Paulsdorfer Heide (Erzgebirge), 2018

Bild: Wikimedia-Commons-Nutzer Luarpixel, CC 4.0

Waldbrände können ein Phänomen verursachen, das als „feuerinduzierter Knospenaufbruch (fire-induced bud break)“ bekannt ist. Falls angelegte Knospen nicht in einem Feuer verbrennen, so kann die Hitze eines Feuers schlafende Knospen dazu anregen, früher als gewöhnlich auszutreiben, was zu einer Vorverschiebung des Zeitpunkts des Frühjahrswachstums führt. Dies kann zwar zunächst eine rasche Verjüngung fördern, setzt das neue Wachstum aber auch möglichen Spätfrösten aus und macht junge Triebe so anfällig für Frostschäden. Dieser Effekt tritt vor allem bei früh im Jahr auftretenden Bränden auf.

Das Mikroklima innerhalb eines Waldes spielt eine entscheidende Rolle für seine Widerstandsfähigkeit. Waldbrände können das Mikroklima verändern, indem sie die Struktur und Zusammensetzung der Vegetation und des Bodens verändern. Z.B. durch den Verlust von Bäumen und bodennaher Vegetation gelangt das Sonnenlicht direkter auf den Waldboden, was zu höheren Temperaturen und geringerer Feuchtigkeit führt. Genauso kann die Erosion durch das Fehlen von Pflanzenwurzeln nach Bränden verstärkt werden. Diese Veränderungen können sich auf den Feuchtigkeitshaushalt des Bodens und den Nährstoffkreislauf auswirken und so die Waldgesundheit negativ beeinträchtigen. Junge und lichte Waldbestände mit dichtem Unterwuchs sind daher besonders gefährdet.

In Deutschland ist besonders Brandenburg für Waldbrände anfällig, da die vorherrschenden lockeren sandigen Böden wenig Feuchtigkeit speichern können. Dazu kommt, dass die abgefallenen harzreichen Nadeln der Kiefer, welche 70 % des Brandenburger Waldbestandes ausmacht, wie Zunder wirken können. Wälder mit einer großen Artenvielfalt sind besser gerüstet, um Extremereignissen zu trotzen. Biodiverse Ökosysteme können sich von Störungen schneller erholen als Monokulturen. Durch die Erhaltung einheimischer Arten und die Förderung der Naturverjüngung wird die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder gestärkt und die negativen Auswirkungen der veränderten Phänologie und des veränderten Mikroklimas nach Waldbränden abgemildert. Neben der Widerstandsfähigkeit gegenüber abiotischen/klimatischen Einflüssen, bedeuten gesunde Wälder auch eine geringere Anfälligkeit für biotische Schaderreger wie den Borkenkäfer.

Die Wiederaufforstung mit neuen Arten nach Kahlschlag oder Waldbränden, sowohl heimischen Arten als auch gebietsfremden Arten kann als Mittel dienen unsere Wälder und Forsten bereit für die Zukunft zu machen. Durch sich ändernde klimatische Begebenheiten kann sich die ökologische Nische an einem Standort verändern und so bestimmte Baumarten gegenüber Bränden bzw. Trockenheit stärker anfällig werden. Beispielsweise werden in Bayern vermehrt Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Tannen (Abies) gepflanzt, welche mit ihren tiefen Wurzeln weniger anfällig gegenüber der Sommertrockenheit sind als die traditionell gepflanzten flachwurzelnden Fichten. Andere nichtheimische Baumarten, welche in Deutschland immer bedeutender werden, sind z.B. die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) aus Nordamerika und die Japanische Lärche (Larix kaempferi), welche schon auf 1,7 % bzw. 0,7 % der deutschen Wald- und Forstflächen wachsen.

→ Weitere Informationen zu „Gastbaumarten“ finden Sie bei der Bayerischen Forstverwaltung: https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/a96_ges_barrfr_gesch.pdf

In Deutschland haben die Folgen von Borkenkäferausbrüchen und Waldbränden die Bedeutung einer klimaresistenten Waldbewirtschaftung deutlich gemacht. Bei der Wiederaufforstung arbeiten Behörden und Kommunen zusammen und fördern den Anbau von Mischbeständen und einer Vielzahl von Baumarten, um auch im Anblick des sich ändernden Klimas für zukunftssichere Wälder zu sorgen.

Weitere Quellen und interessante Artikel:

Waldbrandgefahr-Index des DWD (nur von März bis Oktober): https://www.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html

Statistiken zu Waldbränden in Deutschland: https://www.bmel-statistik.de/forst-holz/waldbrandstatistik/

Statistiken zu Waldbränden in der Europäischen Union: https://effis.jrc.ec.europa.eu/apps/effis.statistics/estimates

FIRMS-Feuerinformationssystem der NASA (mit mehr Einstellmöglichkeiten als EFFIS): https://firms.modaps.eosdis.nasa.gov/map/

Hirschberger et al., 2016: Forests ablaze - Causes and effects of global forest fires: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Study-Forests-Ablaze.pdf

Roces-Díaz et al., 2021: A global synthesis of fire effects on ecosystem services of forests and woodlands: https://doi.org/10.1002/fee.2349

 

Text: Tim Kortekamp

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Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.