Als Fortsetzung zu Robin Pelzers früherem Post über Hummeln möchte er hier über das Thema Nistkästen für Hummeln berichten.

Der letzte Bericht handelte vom Lebenszyklus der Hummeln und von Unterschieden zwischen Stadt- und Landhummeln. Daran anknüpfend soll es in diesem Bericht um Hummel-Nisthilfen als Ausgleich für fehlende unterirdische Hasenbauten oder oberirdische Höhlen gehen.

Abhilfe können spezielle Nistkästen, auch Hummelhäuser genannt, schaffen. Nistkästen können beispielsweise aus Holz, Holzbeton, Keramik, Granit und sogar aus Styropor gebaut sein. Doch alle Hummelhäuser haben einen ähnlichen Aufbau. Je nach Hummelart wird ein mehr oder weniger großer Innenraum benötigt. Eberhard von Hagen und Ambros Aichhorn empfehlen in ihrem Buch für individuenreiche Hummelvölker (z.B. dunkle, helle, große und Kryptarum-Erdhummel; Steinhummel; Bergwaldhummel) Maße von 45 x 40 x 35 cm (L x B x H) und für individuenarme Hummelvölker (z.B. Wiesenhummel, Grashummel, Ackerhummel, Feldhummel) Maße von 35 x 30 x 25 cm. Als Nistmaterial kann ich Polsterwolle und Kapok empfehlen, die leicht zerrupft und locker in den Innenraum gelegt werden. Generell können unterirdische und oberirdische Nistkästen unterschieden werden. Bei der unterirdischen Variante wird der Nistkasten vollständig eingegraben und bietet den Hummeln ein angenehmes gleichbleibend temperiertes Mikroklima. Allerdings kann Niederschlagswasser leichter in das Nest eindringen und das Hummelvolk durch Bildung von Schimmelpilzen gefährden. Die Grundfeuchte des Bodens setzt zudem dem Material des Nistkastens zu. Daher empfehle ich den oberirdischen Nistkasten. Zum Schutz vor Wind und Wetter sollte das Einflugloch des Nistkastens nicht der Hauptwetterseite zugewandt sein. Um Hitzestau und das Schmelzen der Waben zu vermeiden, muss darauf geachtet werden, dass der Nistkasten im Schatten steht. Für erdnistende Hummeln muss im Nistkasten eine Einlaufröhre vorhanden sein, die den Tieren den Ein- und Ausgang eines Mäusenestes suggerieren soll. Eine weitere wichtige Besonderheit bei einem Hummelnistkasten ist die Wachsmottenklappe (Aufnahme 1), die das Einflugloch abdeckt und das Eindringen der Wachsmotte (Galleriinae) verhindert. Dabei handelt es sich um Parasiten, die das ganze Hummelvolk abtöten können. Das Wachsmottenweibchen legt Eier in die Nähe des Hummelnestes, woraus Larven schlüpfen, die sich von Pollen, Wachs und von der Hummelbrut ernähren. Da sich die Larven den Geruch der Hummeln aneignen und sich mit einem Gespinst schützen, werden sie von dem Hummelvolk nicht bekämpft. Mit einer Wachsmottenklappe kann die Wachsmotte nicht eindringen und das Hummelvolk ist geschützt. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wissen die Hummeln, dass sie die Klappe beim Ein- und Ausstieg des Nestes mit dem Kopf aktiv hochheben müssen, wie in Aufnahme 1 ersichtlich. Um Hummelköniginnen anzulocken, sollte das Flugloch blau angestrichen sein (auf keinen Fall rot, Hummeln können die Farbe Rot nicht sehen).

Aufnahme 1: Funktionsweise einer Wachsmottenklappe

Steht der Hummelnistkasten an einem geeigneten Platz, kann im Frühjahr eine Hummelkönigin einziehen. Eine Hummelkönigin ohne Nistplatz ist an dem stark suchenden Verhalten knapp über der Erdoberfläche erkennbar. In der Aufnahme 2 wird deutlich, dass sie dabei wie magisch von Felsspalten, Lücken zwischen Töpfen und Ähnlichem angezogen wird und akribisch jeden potenziellen Nistplatz prüft. Hat sie ein geeignetes Loch gefunden, fliegt sie mit auffälligen Pendelflugbewegungen auf den Eingang zu. Bei der Besiedelung des Nistkastens kann ebenso mit einem Kescher und einer Einsetzhilfe (Bild 1) nachgeholfen werden. Dies ist nur dann erfolgreich, wenn die Hummel stressfrei behandelt wird. Daher sollten die Tiere nicht in der Luft gefangen werden! Eine bewährte Methode ist es, zu warten, bis sich die Hummelkönigin bei der Nistplatzsuche niedergelassen hat. Anschließend wird das Netz mit erhobenem Zipfel über die Hummel gestülpt. So fliegt die Hummel automatisch nach oben und kann in die Einsetzhilfe laufen. Die Einsetzhilfe wird sofort mit der Öffnung an das Einflugloch gehalten und mit der Hand verdunkelt. Wenn die Hummel in den Nistkasten gelaufen ist, wird die Öffnung mit einem Stein, Papier oder Ähnlichem für 5 min geschlossen. Verlässt die Hummel nach 20 bis 60 min in immer größer werdenden Flugkreisen das Nest, so war die Besiedlung des Nistkastens erfolgreich und die Hummelkönigin wird mit dem Nestbau beginnen. Bei dem als Sondierungsflug bezeichnetes Verhalten prägt sich die Hummel die Umgebung genau ein, um den Nistplatz wiederzufinden. Die Aufnahme 3 zeigt einen Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Steinhummel-Arbeiterin, die sich ähnlich wie die Hummelkönigin bei ihrem ersten Flug orientieren muss. Im Gegensatz dazu ist in der Aufnahme 4 eine ältere Arbeiterin zu sehen, die den Standort ihres Nestes bereits erlernt hat.

Kescher

Aufnahme 2: Verhalten einer Hummelkönigin, die einen Nistplatz sucht

 Bild 1: links: Kescher, rechts: Einsetzhilfe bestehend aus einem Zylinder und einer Plastikkarte als Verschluss
 

Aufnahme 3: Sondierungsflug einer frisch geschlüpften Hummel-Arbeiterin

 Aufnahme 4: Abflug einer älteren Hummel-Arbeiterin, die Standort des Nestes erlernt hat

Nistkästen geben Hummeln eine unterstützende Möglichkeit, sich in urbanen Landschaften zu etablieren. Aufgrund ihrer Friedfertigkeit können Hummelnistästen bedenkenlos in Gärten aufgestellt werden. Auch für Kinder ist das Beobachten der fleißigen Arbeiterinnen interessant. Geöffnet werden muss das Hummelhotel nicht zwangsweise. Nur wenn ein Rückgang der Anzahl der Hummelarbeiterinnen festgestellt wird, sollte vorsichtig geprüft werden, ob sich Wachsmottenlarven das Hummelnest bedrohen. Dabei wird der Deckel vorsichtig angehoben und nach etwaigen Gespinsten der Wachsmottenlarve gesucht (Vorsicht: die Hummeln könnten aufgeregt und aggressiv reagieren, sie werden auffliegen, Aufnahme 5). Werden solche Larven entdeckt, sollten diese sofort entfernt werden. Sind alle Larven abgesammelt, sollte mit dem Schließen des Nestes so lange gewartet werden, bis sich die meisten aufgeschreckten Hummeln wieder auf dem Nest niedergelassen haben. Werden diese wenigen Punkte beachtet, bereichert ein Hummelnistkasten Ihren Garten!

Aufnahme 5: Verhalten eines Hummelstaats beim Öffnen des Nistkastens

Text, Bilder, Aufnahme: Robin Pelzer

Lange Nacht der Wissenschaften am 23. Juni 2023 im Botanischen Garten der Universität Leipzig
Auch dieses Jahr fand Ende Juni wieder die Lange Nacht der Wissenschaften in Leipzig statt und der Botanische Garten nahm mit einem abwechslungsreichen Programm Teil, bei dem sich einige aktuelle Projekte und Institutionen vorstellen und der Garten seine gigantische Biodiversität zur Schau zu stellen konnten. Auch Pflanze KlimaKultur! war mit einem Stand vertreten und suchte das Gespräch mit den zahlreichen Besuchern.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier, das vollständige Programm hier.

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Lange Nacht der Wissenschaft in Leipzig

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School zum Thema „Engagement für Natur und Gesellschaft“ am 28. Juni 2023
Die Leipzig International School (LIS) ist eine englischsprachige Schule mit mehr als 900 Schülern aus 70 Ländern, in deren Aula am 28. Juni eine ganz besondere Veranstaltung stattfand: Schüler der 6.-10. Klassenstufen wurden unter dem Motto „How to get engaged for our planet and society?“ darüber informiert, welche Möglichkeiten sie im Raum Leipzig haben, im Natur- und Artenschutz bzw. gesellschaftlich aktiv zu werden. Vorgestellt wurden mehrere regional aktive Projekte und Organisationen, wie z.B. die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, das Citizen-Science-Projekt Vielfaltergarten und auch Pflanze KlimaKultur!.

An letzteren beiden nimmt die LIS mit ihrem liebevoll gepflegten, großen Schulgarten Teil und bindet ihre Schüler in die Projektarbeit mit ein. Sie ist daher ein gutes Beispiel dafür, welche Möglichkeiten es für Schulen gibt, sich mit Universitäten und wissenschaftlichen Projekten zu vernetzen.

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School

Informationsveranstaltung in der Leipzig International School

Fotos: Gitte Vogel-Sirin

Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig am 1. Juli 2023
Der Botanische Garten Leipzig lud am 1. Juli zu seinem Sommerfest bzw. „Tag der offenen Tür“ ein. Das Fest richtete sich mit seinem vielfältigen Programm wie schon im letzten Jahr nicht nur an botanisch und wissenschaftlich Interessierte, sondern an alle Altersgruppen.

Hier gab es nicht nur verschiedene Führungen für Jung und Alt, die auch hinter die Kulissen des Botanischen Gartens führten, sondern auch viele Informations-, Verkaufs- und Essensstände sowie eine Tombola und Livemusik. Auch „Pflanze KlimaKultur!“ stellte sich mit einem Stand den vielen kleinen und großen Besuchern vor.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie das Programm finden Sie hier.

Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig Botanika 2023 – das Sommerfest des Botanischen Gartens der Universität Leipzig

 

Fotos (falls nicht anders angegeben): Sebastian Schmidt

Der nächste Post für unsere Artikelreihe wurde von Luise Schidlo aus Jena geschrieben. Hier hat erläutert sie das Thema ihrer Bachelorarbeit, und zwar, was ist der Zusammenhang zwischen Phänologie, Merkmale und genetische Herkunft. Für Pflanze KlimaKultur! war es uns wichtig, eine einheitliche genetische Herkunft zu verwenden und mit diesem Post können Sie besser nachvollziehen, warum wir das entschieden haben.

Im heutigen Blogpost möchte ich Ihnen meine Bachelorarbeit mit dem Thema „Können dieselben Unterschiede in Phänologie und funktionellen Merkmalen, welche zwischen botanischen Gärten im PhenObs-Projekt identifiziert wurden, auch in einem common-garden Experiment festgestellt werden?“ vorstellen. Mein Name ist Luise Schidlo und ich studiere im 6. Semester an der Universität Jena Biologie. Meine Abschlussarbeit beschäftigt sich ebenso wie das Projekt Pflanze KlimaKultur! mit dem Zusammenhang von Phänologie verschiedener krautiger Arten und dem Klima. Anders als beim Projekt Pflanze KlimaKultur! habe ich jedoch statt Saatgut von einer Mutterpflanze zu nutzen, Saatgut von mehreren Mutterpflanzen, aus verschiedenen botanischen Gärten gesammelt und angezogen. Die Daten von Pflanze KlimaKultur! sollen also vor allem die Phänologie mit dem Standort und dessen Bedingungen verknüpfen. Dem entgegengesetzt, soll bei meinem Experiment vor allem beobachtete werden, was die Herkunft des Saatgutes für eine Rolle spielt, wenn alle Organismen am selben Standort, unter denselben Bedingungen angezogen werden. Anschließend werden meine erhobenen Daten mit im Rahmen des Projektes PhenObs erhobenen Daten verglichen, um einen Eindruck davon zu gewinnen, inwiefern die Herkunft der Pflanzen bei der Diskussion von phänologischen Daten berücksichtigt werden muss.

Für das Experiment wurden fünf Arten ausgewählt und Samen von je drei verschiedenen botanischen Gärten in einem common-garden in Jena angezogen. Common-garden meint in diesem Falle, dass alle Arten unter gleichen Bedingungen am selben Standort, dem botanischen Garten in Jena, angezogen wurden. Bei den Arten handelt es sich um Achillea millefolium (gemeine Schafgarbe, s. Abb. 1), Aquilegia vulgaris (gemeine Akelei, s. Abb. 1), Plantago lanceolata (Spitzwegerich, s. Abb. 2), Saponaria officinalis (gewöhnliches Seifenkraut) und Vincetoxicum hirundia (weiße Schwalbenwurz). Die botanischen Gärten der Samenherkünfte sind über einen Nord-Süd-Gradienten von Berlin als nördlichsten Punkt und Gijon (Spanien) als südlichsten Punkt verteilt, um einen Klimagradienten zu garantieren. Die Samen wurden im Dezember gesät, im Kühlschrank gelagert, um diese zu Stratifizieren und anschließend für die Keimung in ein Gewächshaus überführt. Ab diesem Zeitpunkt wurden täglich die Keimlinge gezählt, um Keimungsrate und Keimungsgeschwindigkeit zu bestimmen. Schon hier konnten signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Herkünften innerhalb einer Art festgestellt werden.

Keimungsexperiment Achillea millefolium und Aquilegia vulgaris Keimungsexperiment Plantago lanceolata

Abbildung 1: Keimungsexperiment, links Achillea millefolium, rechts Aquilegia vulgaris

Abbildung 2: Keimungsexperiment Plantago lanceolata 

Anschließend wurden die Keimlinge in Einzeltöpfe pikiert und Anfang April ins Freiland überführt. Hier wurden je zwei Replikate, pro Art und Akzession für einen Versuchsblock genutzt. Das Experiment besteht aus insgesamt vier Blöcken, auf denen die Individuen zufällig verteilt sind (siehe Abb. 3 und 4). Ab diesem Zeitpunkt wurden, alle zwei Wochen, Merkmale wie Pflanzengröße, Blattanzahl und Länge des längsten Blattes gemessen und zum Zeitpunkt der Blüte funktionelle Merkmale wie Leaf Dry Matter Content (LDMC, deutsch: Blatt-Trockenmassegehalt) und Specific Leaf Area (SLA, deutsch: spezifische Blattfläche) bestimmt.

Blockdesign des Experimentes Draufsicht auf einen der vier Blöcke mit den Versuchspflanzen

Abbildung 3: Blockdesign des Experimentes

 Abbildung 4: Draufsicht auf einen der vier Blöcke mit den Versuchspflanzen

Neben den funktionellen Merkmalen wurde auch die Phänologie der Pflanzen beobachtet. So wurden beispielsweise für Plantago lanceolata der Tag der ersten Knospe, der Punkt, an welchem der Knospenstand eine Länge von 10cm erreicht hat, und der Tag der ersten Blüte aufgenommen. Hier deuten die ersten Ergebnisse der Beobachtung daraufhin, dass die Herkunft des Saatgutes einen wesentlichen Einfluss auf die Phänologie der Pflanzen hat und die Merkmalsunterschiede vermutlich auch genetisch verankert sind. So bildeten die Plantago-Pflanzen aus Wien als erstes Knospen und Blüten, anschließend die Pflanzen aus Jena und danach die Pflanzen aus Berlin (s. Abb. 5). Diese Beobachtung bestätigt den Stand der Forschung, dass Pflanzen aus südlicheren, wärmeren Regionen eine verfrühte Phänologie im Vergleich zu Pflanzen aus nördlicheren, kühleren Regionen haben. Weitere phänologische Aufnahmen, auch für die anderen Arten, werden im Laufe des Jahres hinzukommen.

Plantago lanceolata Pflanzen vom selben Versuchsblock von den drei Akzessionen

Abbildung 5: Plantago lanceolata Pflanzen vom selben Versuchsblock von den drei Akzessionen; links: Berlin: Knospenbildung und shoot-Phase, Mitte: Jena: in voller Blüte, rechts: Wien: teilweise in Blüte, teilweise verblüht

Im Anschluss an die Datenaufnahme sollen die Daten mit den innerhalb des PhenObs-Projektes gesammelten Daten verglichen werden, um Schlussfolgerungen zu ziehen, inwiefern die Herkunft, der Arten, bei der Diskussion von phänologischen Daten berücksichtigt werden muss.

Die Bachelorarbeit ist Teil eines größeren Projektes, welches bis 2024 weitergeführt werden wird. Es ist besonders relevant, dass das Projekt weitergeführt wird, um zu vermeiden das beobachtete Unterschiede stark von den verschiedenen Keimungszeitpunkten beeinflusst sind. Des Weiteren gehen wir davon aus, dass Arten wie Aquilegia vulgaris und Vincetoxicum hirundia erst im zweiten Jahr zur Blüte kommen werden und so im Jahr 2024 zusätzliche Daten, inklusive „erster Austrieb“ und „Blattentfaltung“ aller Arten, gesammelt werden können. Das vor allem die Daten ab dem zweiten Jahr relevant sind lässt sich auch sehr gut bei den Pflanze KlimaKultur!-"Klimabeeten" beobachten, da auch hier Arten wie die Goldrute und die Skabiose erst ab dem zweiten Jahr blühen und die Daten an Aussagekraft gewinnen, wenn sie nicht mehr vom Zeitpunkt des Auspflanzens beeinflusst werden.

Text und Fotos: Luise Schidlo

Im Rahmen des Langen Tags der StadtNatur fanden am letzten Samstag und Sonntag in Berlin rund 400 Veranstaltungen, darunter verschiedene Führungen und Mitmachaktionen, an ganz unterschiedlichen Orten in Berlin statt. Im Fokus steht dabei jedes Jahr der Artenreichtum Berlins, das Erleben der Flora und Fauna und das Kennenlernen von sonst oft unzugänglichen Naturräumen.

Über das Citizen Science Projekt PflanzeKlimaKultur! konnten zwei Beiträge angeboten werden. Bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein gab es um 13 Uhr mit Wayne Schmitt, Luise Ohmann und Franziska Lausen zuerst einen phänologischen Rundgang durch den Botanischen Garten, vorbei an verschiedenen Pflanzen, gespickt mit spannenden Informationen z.B. zu deren Phänologie und Verbreitung. Der Rundgang endete am Modellbeet des Projekts. Hier wurden die elf Projektpflanzen, phänologische Besonderheiten und erste Ergebnisse des Projekts vorgestellt. Anschließend gab es noch die Möglichkeit miteinander zu den Themen Stadtnatur, Biodiversität, Artenvielfalt und Klimaresilienz der Stadt Berlin ins Gespräch zu kommen. Es wurden Wünsche, Vorschläge und Forderungen diskutiert, wobei häufig die vertikale Begrünung von Häusern sowie die Bepflanzung von Dächern thematisiert wurde.

Anfang der phänologischen Führung Brennnessel in der phänologische Führung
Projektvorstellung am Modellbeet Diskussion über eine biodiversitätsfreundliche Stadt

Fotos: Franziska Lausen

Begleitet vom schönen Wetter ging es mit der zweiten Veranstaltung in der Kleingartenkolonie Grüne Aue weiter. Bei Sprudelwasser und Kuchen hat Wayne Schmitt das Projekt für 16 neugierige Teilnehmende am Klimabeet des Klimaschaugartens vorgestellt. Hier wurde alles für Anfänger*innen ausführlich erklärt – Was heißt Phänologie, warum interessieren wir uns dafür, was für einen Einfluss könnte das Stadtklima darauf haben? Nach der Vorstellung haben wir gemeinsam die Pflanzen im Klimabeet beobachtet und phänologische Daten erfasst. Auch mit sehr wenig Erklärung konnten die Teilnehmende die meisten phänologische Stadien gut erkennen.

Projektvorstellung am Klimabeet

Fotos: Henry Dinter

In Rahmen unserer Artikelreihe hat unser studentischer Mitarbeiter Robin Pelzer in Halle einen Bericht über Hummeln geschrieben. In diesem Post möchte er über den Lebenszyklus der Hummeln und die Unterschiede zwischen Stadt- und Landhummeln erläutern.

Diesen Bericht möchte ich ganz den Hummeln widmen. Ich werde das Hummelnest im Jahresverlauf erläutern und die Ergebnisse von Studien über Stadthummeln vorstellen.

Sie sind in diesem Frühjahr vielleicht schon einigen besonders großen Hummeln begegnet. Dabei handelt es sich um im vorigen Herbst begattete Jungköniginnen, die die Winterruhe überstanden haben und nun auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz sind. Je nach Hummelart werden Asthöhlen und Vogelnistkästen (z.B. Bombus hypnorum – Baumhummel), oberflächennahe Nischen im Moos und Totholz (z.B. Bombus pratorum – Wiesenhummel, Bilder unten) oder verlassene unterirdische Mäusenester (z.B. Bombus terrestris – dunkle Erdhummel, Bombus lapidarius – Steinhummel) bevorzugt. Als eusoziale Insekten bilden Jungköniginnen Völker, die bei der dunklen Erdhummel bis zu 600 Individuen umfassen können. Ähnlich wie bei der Honigbiene, den Wespen und vielen Ameisenarten umfasst ein solches Volk hauptsächlich sterile Arbeiterinnen, die sich um die Brutpflege, Nahrungssuche, aktive Belüftung des Nestes und den Wabenbau kümmern. Auf dem Höhepunkt des Hummelstaates zwischen Mitte Juli bis Ende August schlüpfen und fliegen männliche Hummeln (Drohnen) und Jungköniginnen aus dem Nest, die sich während des folgenden Hochzeitsfluges fortpflanzen. Während die Drohnen und das Hummelvolk mit Altkönigin im Herbst sterben, suchen die Jungköniginnen ein Winterquartier, um im folgenden Frühjahr einen eigenen Hummelstaat zu gründen.

Wiesenhummel mit 2 Kokons

Wiesenhummel (Bombus pratorum) auf Polsterwolle in einem Nistkasten aus Styropor

Nest der Wiesenhummel (Bombus pratorum) mit zwei Kokons 

Die „Bienen im Pelz“ spielen eine Hauptrolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen und verfügen mit ihrer Masse und Kompaktheit über einen Vorteil gegenüber Honigbienen und den meisten anderen Wildbienen (Ja, die Hummel gehört zu den Wildbienen!). Die Hummelexperten Ambros Aichhorn und Eberhard von Hagen verweisen diesbezüglich in ihrem Fachbuch für Hummeln, 6. Auflage, 2014 auf Verschlussblüten wie beispielsweise das Löwenmäulchen, bei dem die Unterlippe der Blüte kräftig nach unten gedrückt werden muss, um an den süßen Nektar zu gelangen. Auch in Ihrem Klimabeet können sich die Hummeln an den etwaigen Blüten erfreuen! Die Projektpflanzen von Pflanze KlimaKultur! wurden unter anderem aufgrund ihrer besonderen Insektenfreundlichkeit ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, dass zu jeder Jahreszeit in der Vegetationsperiode ein Blütenangebot zur Verfügung steht. Im Botanischen Garten in Halle (Saale) habe ich bereits eifrige Hummeln auf der Duft-Skabiose (Scabiosa canescens), der Wilden Malve (Malva sylvestris), dem Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), dem Echten Eibisch (Althaea officinalis) und dem Winterling (Eranthis hyemalis) beobachtet.

Bezogen auf das Projekt Pflanze KlimaKultur!, welches sich mit dem Lebensraum Stadt auseinandersetzt, sind Vergleiche von Stadthummeln und Hummeln außerhalb der Stadt von besonderem Interesse. So berichtete das Nachrichtenportal t-online am 23.08.2020 über eine Studie der MLU-Halle-Wittenberg und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) mit dem Studienleiter Dr. Panagiotis Theodorou, bei der mehr als 1800 Hummeln der drei häufigsten Arten (Steinhummel – Bombus lapidarius, Ackerhummel – Bombus pascuorum, Dunkle Erdhummel – Bombus terrestris) in neun Großstädten und den ländlichen Umgebungen auf deren Größe untersucht wurden. Zudem ermittelten die Wissenschaftler die Bestäubungsleistungen der Tiere, indem die Häufigkeit des Besuchs der Hummeln auf bewusst gepflanzte Rotkleepflanzen in den Versuchsflächen erfasst wurde. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Hummeln in der Stadt durchschnittlich größer waren als die Hummeln auf dem Land. Die Biologin und Studienteilnehmerin Dr. Antonella Soro von der MLU-Halle-Wittenberg verwies dabei auf die Überlegenheit größerer Hummeln, insofern, dass diese über verbesserte Lernfähigkeiten und über ein größeres Erinnerungsvermögen verfügen würden. Somit seien Stadthummeln imstande, mehr Blüten anzufliegen und mehr Blüten zu bestäuben, so die Forscherin. Die Stadt als Lebensraum hat allerdings ebenso Nachteile, wie der Studienleiter betont. Höhere Temperaturen und starke Fragmentierung des Lebensraumes seien die Herausforderungen für die großen Insekten. (t-online, 23.08.2020) Über die Studien berichtete auch das Wissensmagazin scinexx und beleuchtete die genetischen Analysen der Studie. Mithilfe von Sequenzierungen des Erbgutes von Stadt- und Landhummeln konnten bei Stadthummeln Genveränderungen detektiert werden, die Stoffwechselprozesse und Anpassungsfähigkeit gegenüber Hitze und anderen äußeren Bedingungen betreffen, erläutert Dr. Theodorou. (scinexx, 18.04.2018)

Hummeln sind faszinierende eusoziale Tiere, die eine Hauptrolle bei der Bestäubung der Wild- und Kulturpflanzen spielen und einen interessanten Lebenszyklus aufweisen. Sie sind weder auf dem Land noch in unseren Städten wegzudenken! Trotz ihrer Größe und ihren tiefen Brummtönen sind sie keine bedrohlichen, sondern sehr friedliche Insekten, die nur bei großer Gefahr stechen können und zuvor mit einer Drohgebärde (erhobenes mittleres Bein, Bild unten links) darauf aufmerksam machen. Solange die Hummel nicht gedrückt oder geschubst wird, tritt dieses Verhalten nicht auf. Sie sind daher gut zu beobachtende Wildtiere, denen ich auch aufgrund ihrer Tollpatschigkeit und Hartnäckigkeit gerne zusehe (Aufnahme unten rechts). Die Aufnahme 1 hebt das Thema des kommenden Berichts hervor. In diesem werde ich eigene Erfahrungen mit Hummelnistkästen präsentieren.  

Drohgebärde einer Hummel (mittleres Bein nach oben gestreckt)

 Video: tollpatschige Hummelkönigin, die sich das Einflugloch noch nicht eingeprägt hat

Interessierte können die Artikel über Land- und Stadthummeln über die nachfolgenden Links lesen:

Text und Fotos: Robin Pelzer

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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