In den letzten Monaten hat sich unser studentischer Mitarbeiter Sebastian Schmidt in Leipzig viel mit dem Thema Boden beschäftigt. Dieses Thema war bei den letzten Fragerunden in Leipzig sehr beliebt. Deshalb hat er jetzt einen kleinen Beitrag dazu für uns geschrieben. Eine ausführliche Version finden Sie unter dem Link am Ende dieses Posts (oder hier).

Im Rahmen unseres Projekts in Leipzig fanden zwei Veranstaltungen zum Thema „Böden“ und „Nachhaltige Bodenbewirtschaftung“ statt. In diesem Blogeintrag möchte ich für die Teilnehmer*innen aller Projektstädte vor allem auf letzteren Aspekt eingehen und berichten, was wir in unseren Veranstaltungen darüber herausgefunden haben.

Vorstellung des Themas Boden
Teilnehmer*innentreffen am 16. März 2023 in der Grünen Schule des Botanischen Gartens der Universität Leipzig zum Thema „Böden“.

Foto: Rolf Engelmann

Der nachhaltige Umgang mit Böden ist integraler Bestanteil einer jeden Klimapolitik, da hierbei eine große Menge Energie eingespart werden kann (z.B. durch eine Reduzierung der Erzeugung und des Austrags von Dünger und Pestiziden) und Böden gleichzeitig als natürliche Kohlenstoffspeicher dienen, also Kohlendioxid in Form von organischer Substanz binden können (Schrumpf/Trumbore, 2011).

Auch kann ein menschlicher Eingriff in dieses sensible System zu einer erheblichen Freisetzung von Treibhausgasen führen, z.B. bei der Trockenlegung von Moorgebieten, oder beim Auftauen von Permafrostböden, die wir z.B. im Norden Sibiriens finden und etwa 25% der Erdoberfläche ausmachen. Weiterführende Artikel diesen Themen finden Sie hier:

Schrumpf, M.; Trumbore, S. (2011): Unser wichtigster Kohlenstoffspeicher: Wie der Boden als dünne Haut der Erde globale Stoffkreisläufe und das Klima beeinflusst. Forschungsbericht 2011 - Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Zuletzt besucht: 8.5.23.

Zimmer, M., Jahn, A. (2021): Wie trockengelegte Moore den Klimawandel anheizen. Spektrum-Podcast. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Schwamborn G. (2014): Zusammenhang zwischen Klimawandel und Permafrost. Helmholtz ESKP. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Bundesregierung (2019): Tauender Permafrost – eine unterschätzte Gefahr für das Weltklima. Archiv. Zuletzt besucht: 6.5.23.

Da Sie als Projekt-Teilnehmer*innen und Gärtner*innen ebenso ein Stück Boden bewirtschaften und an ökologischen Fragestellungen interessiert sind, ist eine Beschäftigung mit diesem Thema für Sie möglicherweise ebenso relevant, wie die botanischen bzw. phänologischen Aspekte unseres Projekts.

Was ist ein Boden?

Als Boden bezeichnet man den belebten Teil der oberen Erdkruste, der generell nur eine Dicke von wenigen Metern hat. Er ist das Resultat physikalischer und chemischer Verwitterung eines Ausgangsgesteins oder -sediments und seine Eigenschaften hängen von vielen Faktoren der belebten und unbelebten Umwelt ab, wie der Natur des Ausgangsmaterials, des Klimas, des Oberflächenreliefs am Standort, dem Vorhandensein von (Grund)-Wasser, der Tätigkeit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen und natürlich der Zeit. Die aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren resultierenden bodenbildenden Prozesse brauchen in der Regel mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende, um einen ausreichend dicken Boden hervorzubringen, der für den Menschen landwirtschaftlich nutzbar ist.

Querschnitt der Braunerde in einem Waldstück

Eine Braunerde in einem Waldstück bei Freienorla (Thüringen). Erkennbar sind der dunkle, humose Oberbodenhorizont (Ah) mit Streuauflage (L), der verwitterte (v) und durch Oxidation verbraunte B-Horizont und darunter ein verwittertes, lockeres (l) Ausgangssediment (C) mit einem Schichtwechsel (II).


Das Ergebnis dieser langwierigen Prozesse von Materialumwandlung und -verlagerung ist eine horizontale Schichtung des Bodens in Horizonte, die sich in ihrer Zusammensetzung und ihren Eigenschaften substanziell unterscheiden. Eine bestimmte Abfolge von Horizonten ergibt einen Bodentyp. Insgesamt werden in Deutschland 56 Bodentypen unterschieden. Ein Beispiel für einen weitverbreiteten und landwirtschaftlich genutzten Boden ist die Braunerde.

Bodenschutz – auch im eigenen Garten

In Anbetracht der langen Entstehungszeit dieses hochkomplexen Systems ist die Tatsache umso erschreckender, dass es nur einen Bruchteil der Zeit der Bodenentwicklung braucht, um einen Boden in seinen Eigenschaften massiv und irreversibel zu verändern. Überdüngung, der exzessive Gebrauch von Chemikalien und Pestiziden, Bodenverdichtung und -erosion sowie der Eintrag von Schadstoffen können innerhalb von wenigen Jahrzehnten einen irreparablen Schaden an Fauna, Gefüge und Nährstoffhaushalt eines Bodens anrichten. Auch die Versiegelung durch Bebauung und der resultierende Verlust an Natur- und Versickerungsfläche stellt gerade in Zeiten des Klimawandels ein immer größeres Problem dar. Einiges davon findet sich leider auch in Haus- oder Kleingärten, wie z.B. der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger, Bodenerosion durch das Brachliegenlassen oder eine falsche Bearbeitung des Bodens.

 

Botanische Lehrgarten stellt Kompost aus Laub, Gemüseabfälle und kleinere Äste.

Der Botanische Lehrgarten stellt Kompost aus verschiedenem Ausgangsmaterial her. Auf dem linken Bild werden u.a. Laub, Gemüseabfälle und kleinere Äste verwendet, auf dem rechten Bild Pferdemist von der ortsnahen Pferderennbahn.

 

Text und Fotos (falls nicht anders angegeben): Sebastian Schmidt

Wenn Sie mehr zu diesen Themen und unserem Ausflug ins Schulbiologischen Zentrum Leipzig am 11. Mai 2023 erfahren wollen, auf dem unsere Teilnehmer*innen Ideen zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung sammeln konnten, empfehle ich Ihnen die Langversion dieses Artikels, die Sie hier als PDF herunterladen können.

Sind Pflanzen intelligent? Beeinflusst die Herkunft des Saatguts die Interaktionen von Bestäubern und Pflanzen? Wie beeinflusst der Klimawandel die Baumgrenze in Gebirgen? Und auch: Warum setzt sich eine der invasivsten Pflanzenarten überhaupt durch?

Auf diese und viele weitere Forschungsfragen wurden letzte Woche auf der PopBio-Konferenz Antworten gegeben. Unsere studentische Hilfskraft vom Botanischen Garten Berlin, Tim Kortekamp, war vor Ort und hat das Projekt vorgestellt.

Die PopBio ist eine jährlich stattfindende Konferenz für Pflanzenpopolationsökologieder Gesellschaft für Ökologie für Deutschland, Österreich und die Schweiz (GfÖ). Das Ziel der GfÖ ist die Förderung der wissenschaftlichen Ökologie. Dieses Jahr fand sie vom 11. bis 13. Mai an der Universität Hohenheim in Stuttgart statt.

Für meine erste Konferenz als Referent habe ich Pflanze KlimaKultur! im Rahmen einer Posterpräsentation vorgestellt. Dabei gab es interessante Fragen der anderen Teilnehmenden, Anregungen, Lob und Kritik. Auf großes Interesse traf unser bürgerwissenschaftlicher Ansatz des Projektes, vor allem bei Wissenschaftlern, welche gerade selbst überlegen eine solche Studie zu entwerfen. Dabei konnte ich meine Erfahrungen im Projekt und von der Arbeit mit unseren Teilnehmenden teilen.

Neben mir war auch Dr. Robert Rauschkolb vom Team der FSU Jena anwesend. Er hat PhenObs, das Projekt aus dem Pflanze KlimaKultur! hervorging, vorgestellt. Außerdem hat er mich unterstützt mich auf der Konferenz zurechtzufinden und mich einigen seiner wissenschaftlichen Kollegen vorgestellt. Danke dafür!

Austausch am Poster Dr. Robert Rauschkolb stellt PhenObs vor
Interessante Gespräche und Austausch bei der Postersession

(Bild: Robert Rauschkolb)

Dr. Robert Rauschkolb stellt PhenObs vor
Poster Mensa HEUREKA!

Die Posterbeiträge in der Mensa der Uni Hohenheim

Prof. Dr. Katja Tielbörger gibt Einblicke, ob Pflanzen intelligent sind: Heureka!

Unser Pflanze KlimaKultur!-Poster zum Herunterladen finden Sie hier.

Neben der Vorstellung aktueller Forschungsergebnisse dienen wissenschaftliche Konferenzen auch der nationalen und internationalen Vernetzung von Forschenden. Bei der PopBio auch besonders der Förderung junger Nachwuchswissenschaftler. Möglichkeiten dafür gab es außerhalb der Vorträge bei Kaffee und Kuchen, beim gemeinsamen Konferenzdinner oder bei der Führung durch den Botanischen Garten der Universität Hohenheim.

Hier habe ich Ihnen einige der interessanten Themen mitgebracht:

Poster: Lea Kerber Poster: Roman Bashutskyi Poster: Frederik Zilles
Lea Kerwer et al. - How do abiotic and biotic filters shape seedling recruitment in a tropical dry forest? Roman Bashutskyi und Johannes Kollmann - Life cycle traits determine management success of Giant Hogweed Frederik Zilles et al. - Effects of flower strips on arthropod abundance and diversity in organic fruit orchards

 

Abschließend kann ich sagen eine tolle Zeit auf der PopBio '23 gehabt zu haben und, dass ich mit neuen Erkenntnissen, neuen Ideen und neuen Kontakten wieder zurück nach Berlin gekommen bin.

Tim Kortekamp

Bilder, falls nicht anders angegeben: Tim Kortekamp

Urheberrecht der abgebildeten Poster und Präsentationen bei den jeweiligen Autoren

Letzten Freitag haben Aletta Bonn und Wayne Schmitt gemeinsam mit einer unserer Bürgerforscherinnen am diesjährigen Jahresworkshop zur Selbstevaluation der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Citizen Science Projekte in Berlin teilgenommen. Dieser Workshop wurde vom Beratungsunternehmen Technopolis und NaWik im Auftrag des BMBF organisiert, um einen Austausch zwischen den Projekten zu fördern und deren Evaluation zu begleiten. Selbstevaluation ist ein Werkzeug, mit dem man den Fortschritt eines Projekts messen kann, welche Ziele bisher erreicht wurden und was noch benötigt wird, um weitere Ziele zu erreichen. Somit ist Selbstevalution ist ein wichtiges Instrument, um die Weiterentwicklung eines Projekts zu verfolgen und zu planen.

Zum Workshop trafen wir uns mit den Vertreter*innen von 14 weiteren Projekte in den Räumen des BMBF und konnten uns über die Erfolge und Schwierigkeiten unserer sehr unterschiedlichen Projekte austauschen. Vertreten waren Citizen Science Projekte aus den Gesundheits-, Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, die gemeinsam mit Bürger*innen arbeiten, um ihre Forschungsfragen zu untersuchen. Ebenfalls eingeladen war je ein*e Bürgerforscher*in aus jedem Projekt. Pflanze KlimaKultur! wurde von Andrea Fiebitz vertreten, eine "Klimabeetlerin" und Lehrerin aus Berlin, der wir hier nochmals für Ihren Einsatz danken möchten.

Nach der Begrüßung folgte eine Kennenlern- und Vorstellungsrunde, mit einem kurzen Überblick zu den jeweiligen Forschungsthemen, ergänzt durch die Perspektive der Bürgerforschenden. So berichtete Frau Fiebitz über die Freude und das Engagement, mit dem ihre Grundschulklasse nun schon seit einem Jahr an dem "Klimabeet" arbeitet und forscht.

In vier Gruppen wurden anschließendend verschiedene Aspekte der Bürgerwissenschaften diskutiert. Zum Thema „Ergebnis-Feedback an die Teilnehmenden“ haben wir besprochen, was zu beachten ist, wenn wir unsere Ergebnisse mit unseren Bürgerwissenschaftler*innen teilen. Hier äußerten unsere Bürger*innen ihre Wünsche in Bezug auf Barrierefreiheit und Zielgruppenpassungen. Von der Seite der Projektmitarbeiter*innen kam die Rückmeldung, dass begrenzte Ressourcen und der zeitliche Ablauf der Auswertung zu Verzögerungen bei der Ergebnispräsentation führen können.

Fotos: Wayne Schmitt

Wir haben unser gemeinsames Mittagessen mit einem regen Austausch zwischen den Projektenmitarbeiter*innen und den Bürger*innen sehr genossen. Danach haben wir uns von den Bürgerwissenschaftler*innen verabschiedet und haben erneut zwei Gruppen gebildet. Eine hat sich mit dem Evaluationshandbuch beschäftigt: Welche Aspekte müssen bei der Selbstevaluation berücksichtigt werden? Besondere Bedeutung kommen der Vielfalt der Forschungslandschaft, der Berücksichtigung unterschiedlichen Zielgruppen und Anzahl der Projektteilnehmer*innen sowie dem Datenschutz zu. Dies macht es schwierig, eine einheitliche Evaluationsmethodik für die unterschiedlichen Gruppen zu entwickeln und durchzuführen. Die beauftragte Evaluationsfirma Technopolis erstellt daher ein Handbuch zur Selbstevaluation, um diesen Prozess zu verdeutlichen. Wir haben dazu einige Anregungen, Ideen und Bedenken gesammelt, um dieses Handbuch zu verbessern.

Am Ende kamen wir erneut zusammen und alle Teilnehmenden bedankten sich für die sehr schöne Veranstaltung und den offenen Raum für den Austausch untereinander und mit Mitarbeiter*innen des BMBFs, Projektträgers und Beratungsunternehmens Technopolis.

Hier eine kurze Zusammenfassung des Tages aus der Perspektive von Andrea Fiebitz:

Da bei dem diesjährigen Jahrestreffen der Citizen Science Förderprojekte anders als im Vorjahr nun auch beteiligte Bürger*Innen eingeladen waren ihr jeweiliges Projekt zu vertreten, kam ich in den Genuss, gemeinsam mit Wayne Schmitt und Aletta Bonn für „Pflanze KlimaKultur!“ an dem Workshop teilzunehmen. Ich lernte zahlreiche andere Projekte mit Bürger*Innenbeteiligung kennen und führte vor allem viele interessante Gespräche über unser Projekt und seine große Relevanz für unsere Zukunft. Abschließend konnte ich bei einer Führung durch das Futurium mit anderen Bürgervertreter*innen genau über diese Zukunftsfragen diskutieren. Es war ein spannender Tag, an dem wir hoffentlich die Bedeutung unseres Projektes verdeutlichen und den Weg für eine nachhaltige Stadtnatur ebnen konnten.

Fotos aus dem Futurium: Andrea Fiebitz

Im Frühjahr hatten wir in Berlin schon zwei Gelegenheiten Pflanze KlimaKultur! einem jüngeren Publikum näher zu bringen - im Rahmen der Schüler:innenUni und beim Girls' Day. In Halle fand bereits der erste Bürgerdialog mit Projektbeteiligten und Gästen statt. Unten finden Sie ein paar Impressionen mit ein paar Zeilen zu diesen Veranstaltungen.

Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz

Am 28. März haben Wayne Schmitt und Luise Ohmann Workshops für zwei Klassen mit jeweils ca. 20 Schüler*innen für die Schüler:innenUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz in Berlin angeboten. Hier konnten wir unser Projekt der nächsten Generation vorstellen und zeigen, wie man phänologische Beobachtungen durchführt. Nach einem kleinen phänologischen Rundgang im Botanischen Garten haben wir die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt - eine Gruppe hat sich im Arzneipflanzengarten als Phänolog*in versucht, die andere hat im Modellbeet die fünf Stadien von unseren Modellpflanzen erfasst und in der Runde vorgestellt. Im Anschluss hatten wir eine kurze Diskussion, was den Kindern in ihren Schulhöfen gefällt, was sie weniger schön finden und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf Biodiversität gibt.

 Phänologische Beobachtungen am Beet  Phänologischer Bogen

 Fotos: Wayne Schmitt

Girls' Day

Genau einen Monat später am 27. April fand der bundesweite Girls‘-Day statt, an dem Schülerinnen die Möglichkeit hatten, mehr über verschiedene Berufe zu erfahren. 2023 haben Wayne Schmitt und Tim Kortekamp im Botanischen Garten Berlin einen Workshop für 11 junge Teilnehmerinnen aus der 6. und 7. Klasse angeboten. Hier konnten wir unser Projekt vorstellen und Begriffe wie Phänologie, Stadtklima und krautige Pflanzen erklären. Auf dem Weg zum Modellbeet gab es einen kleinen phänologischen Rundgang im Botanischen Garten. Hier stellten wir phänologische Stadien an verschiedenen Beispielen vor: Wie entfalten sich die Blätter des Eibischs? Wie bildet der Maiapfel Blütenknospen? Wie sehen die Früchte des Huflattichs aus? Warum verwelken jetzt schon die Blätter des Knoblauchs? Anschließend ging es weiter zum Modellbeet, wo wir gemeinsam die Daten unserer Projektarten erhoben haben. Jede Teilnehmerin konnte eine Pflanze in der Runde vorstellen. Nach einer kurzen Essenspause folgte das Ablesen der Klimalogger mit Hilfe eines Laptops und die Betrachtung der Daten, um herauszufinden, welche Trends bereits sichtbar sind. Zum Schluss schauten wir uns an, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Temperatur und dem Beginn der phänologischen Phasen gibt.

 Fotos: Tim Kortekamp und Wayne Schmitt

Bürger*innendialog in Halle

Nach dem Vorbild der Veranstaltungen in Berlin, Jena und Leipzig im letzten Jahr fand am 27. April der diesjährige Bürger*innendialog in Halle im Pflanzgarten der Frankeschen Stiftungen statt. Neben zahlreichen interessierten Bürger*innen aus den verschiedensten Bereichen, erschienen auch Vertreter*innen des Stadtrates, des Stadtmuseums und des lokalen Grünflächenamtes.

Nach einem kurzem Empfang bei Sonnenschein versammelten sich die Teilnehmenden im Gewächshaus des Pflanzgartens, wo die von Luise Ohmann moderierte Veranstaltung stattfand. Nach einigen kurzen Ansprachen über Abläufe und Hürden in der Grünflächenpflege, Einblicke in die lokale Politik und Projekte des Stadtmuseums, wurde zum partizipativen Teil des Bürger*innendialoges übergeleitet.

Dabei fanden sich die Teilnehmenden zu Gruppen zusammen und diskutierten gemeinsam Vorschläge und Wünsche für eine klimaresiliente und biodiverse Stadt Halle. Die dabei entstandenen Ideen sollten ihrer Umsetzbarkeit nach auf einem „Glücksrad“ geordnet werden. Dabei entstanden viele angeregte und informative Diskussionen, die für eine große Menge toller Ideen sorgten. Im Fokus stand dabei vor allem der Wunsch nach einer autofreien Innenstadt, mehr öffentlichen Grünflächen, sowie einem breiteren Bildungsangebot für Jung und Alt bezüglich Nachhaltigkeit.

Im Anschluss wählten die Gruppen mithilfe einer Stadtkarte ganz konkrete Orte für potenzielle Projekte in Halle, wie zum Beispiel den Ausbau von Fahrradwegen entlang der Saale und im Rest der Stadt, sowie öffentliche Trinkbrunnen. Die Gruppen tauschten ihre Gedanken untereinander aus und stellten diese vor.

Nach dem aktiven Teil wurde dann das freudig erwartete Buffet eröffnet und die Teilnehmenden stärkten sich bei einigen Snacks und guten Gesprächen, womit die Veranstaltung sich dem Ende neigte.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die an dem Bürger*innendialog teilnahmen und den Abend mit ihren kreativen Ideen und Anmerkungen zu einer wunderbaren Veranstaltung machten!

Fotos: Aletta Bonn und Franziska Lausen

In einem weiteren Beitrag unserer Studierenden hat sich Linda Boockmann mit dem Thema "Klimabäume" auseinandergesetzt. Wayne Schmitt hat sich parallel auf die Suche nach Beispielen für "ungewöhnliche" Straßenbäume in Berlin gemacht und zeigt Ihnen hier einige seiner Photos. Vielleicht sind Ihnen in Ihrer Stadt/ Ihrem Kiez auch schon (Neu-)Pflanzungen eher ungewöhnlicher Arten aufgefallen.

Diesen Monat möchten wir Ihnen die interessante Thematik der „Klimabäume“ vorstellen, auf die uns ein Teilnehmer aufmerksam machte. Wie Sie sicher bereits wissen, spielt der Klimawandel in unserem Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ eine zentrale Rolle. Gemeinsam wollen wir herausfinden welchen Einfluss der Klimawandel auf die Phänologie der ausgewählten Pflanzenarten in unseren Gärten hat. Der Klimawandel betrifft dabei aber nicht nur Pflanzen, die wir in unseren Gärten beobachten können, sondern auch diejenigen, die im Stadtbild eine wichtige Position einnehmen; so genannte „Straßenbäume“. Im Sommer spenden sie Schatten, sind ein Zuhause für eine Vielzahl verschiedenster Tiere und machen die graue Stadt ein bisschen grüner. Dennoch haben sie mit den zunehmend schwierigeren Bedingungen zu kämpfen, weswegen bei der Stadtplanung die Wahl immer häufiger auf gebietsfremde, vermeintlich robustere Baumarten fällt anstatt auf die einheimischen Baumarten.

BäumeInNeukölln PlataneInKreuzberg
Birken-Pappel (Populus simonii) und Feld-Ahorn (Acer campestre) in Neukölln versorgen die Füßgänger*innen im Sommer mit Schatten und einer grünen Landschaft.

 Eine Reihe von Platanen (Platanus acerifolia) säumt eine Verkehrsinsel in der Gneisenaustraße.

 Die Blüten der Säulenkirsche (Prunus serrulata 'Amanogawa') im Prenzlauer Berg sind schon eine Sehenswürdigkeit.

Über diese Problematik berichtete auch der NaturGarten e.V. Ihrem Beitrag (s.u.) ist zu entnehmen, dass die Gartenamtleiterkonferenz sowie der Bund deutscher Baumschulen (BdB) eine Liste mit 65 heimischen und gebietsfremden Baumarten erstellten. Die Arten stammen zu großen Teilen aus Süd-Osteuropa, Kleinasien und Nordamerika und sollen besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommen. Weiterhin wird über eine Überprüfung von 572 Baumarten auf ihre „Klimatauglichkeit“ durch acht deutsche Universitäten und Versuchsanstalten berichtet. Dabei würden diese auf verschiedene Kriterien geprüft werden wie zum Beispiel deren Anfälligkeit gegenüber Schädlingen wie Pilzen, Viren und Blattläusen sowie auch verschiedene Wachstumsparameter. Diese Untersuchung stelle vor allem gebietsfremde Baumarten als besonders geeignet heraus.

Dem entgegen ständen die Empfehlung zahlreicher Wissenschaftler*innen auch den Biodiversitätsaspekt miteinzubeziehen. Nicht allein die Anpassungsfähigkeit gegenüber höheren Temperaturen und weniger Wasservorkommen sollte beachtet werden, sondern auch inwieweit die Baumarten ein Habitat für heimische Insekten, Vögel und Säugetiere bilden. In einer Studie von Gloor et al., 2018 schnitten Baumarten aus Nordamerika und der Götterbaum unter insgesamt 70 Arten bezüglich ihres Biodiversität Indexes am schlechtesten ab. Daraus ergibt sich ein Konflikt zwischen Klimafreundlichkeit vs. Biodiversität für die Wahl der zukünftigen Stadtbäume.

Götterbäume (Ailanthus altissima) wachsen schon auf den Verkehrsinseln in Kreuzberg. Diese invasive Art profitiert vom Klimawandel und hat sich hier spontan angesiedelt. Die Stadt Berlin bekämpft dessen Ausbreitung aktiv

Laut Baumkataster kann man 35 Urweltmammutbäume (Metasequoia glyptostroboides) in Tempelhof-Schöneberg finden. Die sind auf der Liste der ausgewählten "Zukunftsbäume für die Stadt".

Diese neu gepflanzte Silber-Linde (Tilia tomentosa 'Brabant') befindet sich ebenfalls auf der Liste  ausgewählter Zukunftsbäume.

Der NaturGarten e.V erstellte ebenfalls eine Liste mit insgesamt mehr heimischen oder gebietsnahen Baumarten und veröffentlichte diese in NATUR&GARTEN 1/2021. Darüber hinaus wird berichtet, dass nicht nur die Wahl der Baumart eine wichtige Rolle spiele, sondern ebenfalls die Wahl der Pflanzmethode, des Substrates oder des Unterwuchses.

Zusammengefasst ließen sich (auszugsweise) folgende Vorschläge für die Zukunft der Bäume in unseren Städten vermerken:

-          Es sollen verschiedene heimische Arten und Arten aus benachbarten Florenregionen genutzt werden

-          Die Baumart ist abhängig vom Standtort auszuwählen

-          Die Baumscheiben sollten mit Unterpflanzung durch Wildkräutersaat -und Pflanzung versehen werden

Weitere Vorschläge und der volle Beitrag finden sich unter https://naturgarten.org/wissen/2023/03/02/klimabaeume/

Linda Boockmann

Fotos und Bildunterschriften: Wayne Schmitt

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BMBF 252x200
Das Projekt hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 (verlängert bis Dezember 2024) und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen.
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